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Die dominikanischen Nonnen verlassen Lahde wieder

Die dominikanischen Nonnen verlassen Lahde wieder

Ereignis-Datum: 9. Juni 1306

Am 6. September 1306 verlassen die dominikanischen Nonnen nach nur 41 Jahren das Kloster Lahde wieder. Die andauernden Anfeindungen der Erben des einstigen Klosterstifters, des Klosters Loccum, sowie weiterer Nachbarn waren nicht mehr tragbar. Wirtschaftlich war das Kloster mittlerweile hoch verschuldet und es zeichnete sich auch nach 41 Jahren keine friedliche Lösung ab.

Die einstige Ortswahl für das dominikanische Nonnenkloster hatte sich als ungünstig erwiesen. Der Frauenkonvent war den feindlichen Raubzügen und Brandschatzungen hilflos ausgeliefert. Zunächst waren es die Erben des einstigen Stifters Wedekind III. die unbedingt die Schiftung ihres Vaters rückgängig machen wollten. Auch ein zwischenzeitlicher Vergleich, bei denen die Lahder Nonnen dem Jungvogt vom Berge nochmals 200 Mark für ihre Stiftung zahlten, brachte keine Aussöhnung.

Auch das Zisterzienserkloster Loccum sah sich durch die Anwesenheit der dominikanischen Nonnen in ihren wirtschaftlichen Bestrebungen gestört. Loccum wollte seine Besitztümer und sein Einflussgebiet entlang der Weser Richtung Süden weiter ausdehnen. Im Laufe das 13. Jahrhunderts gelang es ihnen durch zahlreiche Schenkungen und Landkäufe in Nordlothe (verlassenes Siedlungsgebiet im Bereich der heutigen Kraftwerksiedlung) ihren Einfluss auszubauen. Oftmals mussten sich die Lahder Nonnen ihre vertraglich zugesicherten Rechte neu bestätigen lassen und diese gegenüber der feindseligen Nachbarn neu einfordern.

So wuchs die bitter Entscheidung des dominikanischen Ordens, den Standort Lahde endgültig zu verlassen. Aber wo wollte das neue Kloster stehen? Wie sollte der Umzug eines Kloster mit seinen Besitztümern und Rechten finanziert und wirtschaftlich umgesetzt werden? Hier spielte dem Dominikanischen Orden eine günstige Entwicklung im Lipperland in die Karten. Der streitbare Edelherr Simon I. steckte gerade in einer sehr misslichen Lage. Er war bei Auseinandersetzungen mit den Bischöfen von Münster, Paderborn und Osnabrück sowie den Grafen zu Ravensberg und der Stadt Herford unterlegen. Er wurde 1302 gefangen genommen und im Osnabrücker Bucksturm eingesperrt. Für seine Freilassung verlangten die Sieger ein Lösegeld von insgesamt 4000 Mark, die er jedoch alleine nicht aufbringen konnte. So erkannten die Dominikaner recht schnell, das sie mit ein wenig Verhandlungsgeschick eine vorteilhafte Lösung für beide Seiten erreichen könnten. Eine Verlegung des Lahder Klosters nach Lemgo sollte den Nonnen eine neue und verheißungsvolle Zukunft bieten. Angesichts der von Simon ersehnten Freilassung wurde man sich schnell handelseinig. Für seine Freilassung erhielt Simon vom Dominikanerorden 1700 Mark (1 Mark = 234 g Silber). Im Gegenzug erhielten die Dominikanerinnen das Recht sich in Lemgo anzusiedeln, sowie das Kaufrecht für eine ansehnliche Klosterausstattung mit allen erforderlichen Grundstücken und Rechten.

Ihren Lahder Grundbesitz verkauften die Dominikanerinnen im April 1306 dem Kloster Loccum für 1500 Mark bremischen Silbers. Insgesamt soll der Umzug des Dominikanischen Klosters 3263 Mark gekostet haben. Das entsprich einem damaligen Gegenwert von ca. 760 kg brem. Silbers.

Am 6. September 1306 war es dann soweit. Die Tore des Klosters öffneten sich für die dominikanischen Nonnen ein letztes Mal und ein beachtlicher Tross von 39 Ordensschwestern samt Gepäck, und Laienpersonal Familienangehörige und Begleitschutz setzte sich in Bewegung. Der Abschied wird auch in der Lahder Bevölkerung nicht ohne Tränen vonstatten gegangen sein. Trotz aller Anfeindungen werden sich durch die seelsorgerischen Gespräche und den Unterrichtsstunden viele persönliche und vertrauliche Beziehungen gebildet haben, die nun ein jähes Ende fanden.

Was sollte nun aus dem verlassenen Kloster werden? Würde mit dem Einzug der Loccumer Mönche in Lahde nun eine friedlichere Zeit anbrechen? Oder mussten die Lahder nun aus Rache mit höheren Abgaben rechnen? Auch die Lahder Bevölkerung wird zwischen Hoffen und Bangen hin und hergerissen gewesen sein.

Titelbild:
Die Urkunde mit der Simon zur Lippe den Dominikanerinnen Grundstücke und das Patronat der Lemgoer Kirchen verkauft.

Weitere Informationsquellen:

  • Wie Engel Gottes (Jutta Prieus)  >> Buch
  • St. Marien in Lemgo (Erich Kittel)  >> Buch
  • Aus der Geschichte des Lahder Dominikanerinnenklosters (Jürgen Nahrwold) >> Beitrag





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