Skip to content Skip to main navigation Skip to footer

Klostergründung

Klostergründung

Ereignis-Datum: 8. April 1265

Am 28. August 1265 fand auf der Schalksburg in Hausberge eine kleine Feierstunde statt. Der Edelherr Wedekind III. stiftete dem neu gegründetem Dominikanischen Frauenkloster in Lahde umfangreiche Ländereien und Rechte.

Wie ist es dazu gekommen? Der Dominikanische Orden befand sich europaweit im Aufschwung und erfuhr dabei in der Bevölkerung großen Zuspruch. Gegründet wurde der Orden 1215 von Dominikus, einem Papstgesandten aus Südfrankreich. Im Gegensatz zu den, bis dahin vorherrschenden Glaubensgemeinschaften, die meist abgeschirmt von der übrigen Bevölkerung ein selbstgefälliges Leben führten, gründete Dominikus einen Prediger- und Bettelorden. Er wollte eine geistliche Lebensform schaffen, die den apostolischen Auftrag (die Verkündigung) in den Mittelpunkt stellte. Er wollte der Bevölkerung bewusst in armen Verhältnissen, quasi auf Augenhöhe begegnen, ihnen Orientierung geben und den Glauben verkünden. Diese Glaubensauslegung kam bei der Bevölkerung gut an und so verbreitete sich der Orden sehr rasch in ganz Europa.

Bereits 19 Jahre nach der Ordensgründung entstand auch in Minden ein dominikanisches Mönchskloster. Das Kloster „St. Paulus“ stand in der oberen Altstadt und hatte bis ins 16 Jahrhundert hinein einen großen Einfluss auf die Auslegung der Augustinischen Ordensregeln.

Im Mindener Kloster lebte seinerzeit auch der Dominikanerbruder Otto von Hoya. Er wurde als Sohn des Grafen Heinrich I. von Hoya und seiner Frau Richenza von Wölpe, wahrscheinlich auf dem Stammsitz der Grafen von Hoya, dem Schloss Nienburg, geboren. Otte war gemeinsam mit dem Mindener Prior (Leiter) des Klosters sehr daran interessiert, einen dominikanischen Schwesternkonvent einzurichten. Die Schwester von Otto, die ebenfalls Richenza hieß, war mit dem Edelherren vom Berge, Wedekind III. verheiratet. Wedekind stand dem Wunsch einer weiteren Klostergründung sehr wohlwollend gegenüber und war bereit einen Teil seines Besitzes zu stiften. So festigten sich 1265 die Pläne zur Gründung eines Klosters in Lahde. Der Standort Lahde wurde vermutlich aus folgenden Gründen gewählt:

  • In Lahde besaß der Edelvogt Wedekind größere zusammenhängende Ländereien, die eine Klostergründung zuließ.
  • Lahde war weitgehend ländlich geprägt, um den Nonnen eine gewisse Abgeschiedenheit zu gewährleisten.
  • Über den alten Königsweg (Antiqua Via regia) war Lahde in 2 Fußstunden von Minden aus erreichbar.
  • Wedekind war Inhaber des Patronats über die Lahder Kirche. So war auch die seelsorgerische Betreuung der Nonnen gesichert.

Am 1. Januar 1265 stimmte auch der Mindener Bischof Kono der Gründung eines Schwesternkonvents in Lahde zu. Sechs Monate später, am 11. Juni 1265, unterzeichnete er die Dotierung des Lahder Klosters mit den Worten: „Der Priorin und den Schwestern des Predigerordens dauerhaft verliehen.“ Parallel liefen die Bemühungen des Edelvogts Wedekind, die einzelnen, für die Schenkung vorgesehenen Grundstücke zusammenzustellen und letzte Besitzverhältnisse zu klären. Die auf den Ländereien ruhenden Lasten und Abgaben mussten mit den jeweiligen Inhabern geklärt und ggf. getauscht oder abgekauft werden.

Nachdem die zahlreichen Details geklärt waren, fand am 28. August die Feierstunde auf der Schalksburg in Hausberge statt. Neben Wedekind mit seiner Frau Richenza wohnten der Zeremonie auch der Dominikanerprior Johannes Weise, sowie die Dominikaner Johannes von Hameln und Heinrich von Bremen bei. Ferner waren auch zwei Nonnen aus dem Kloster Paradies bei Soest geladen, die sich vermutlich um die bevorstehende Entsendung der Nonnen bemühen sollten. Wedekind III. überschrieb dem Kloster neben dem Patronatsrecht, zwei große Häuser, mit dem im Ort üblichen Zehnten, sowie dem Zehnten und Grundbesitz in Loh und Bierde. Damit besaß Lahde neben Soest das zweite dominikanische Frauenkloster in Westfalen.

Aber schon zu diesem Zeitpunkt standen Zweifel im Raum, ob die Erben von Wedekind III. diese großzügige Stiftung mittragen würden, schließlich mussten sie nun auf einen Teil ihres Erbes verzichten. Weitere Urkunden regelten im Einzelnen die Schenkungen des Edelvogtes, wobei am 20. Juni 1265 ausdrücklich seine Söhne Volquin und Gerhard den Schenkungen zustimmten. Erst 2 Jahre später bestätigt auch sein ältester Sohn, Heinrich vom Berge, dem Kloster die dotierten Güter. Vermutlich hat er schon damals versucht seine Ansprüche auf die Stiftung geltend zu machen. Diese feierliche Zeremonie haben die Nonnen kunstvoll auf dem „Lahder Bildteppich“ festgehalten. Das nebenstehende Bild zeigt einen Teil der Teppichrekonstruktion des Lemgoer Frauenstift.

Titelbild:
Auszug aus einer Karte, die Lahde um das Jahr 1400 zeigt. Sie wurde anhand alten Feldskizzen und Urkunden rekonstruiert. (Quelle: Stadtarchiv Petershagen)

Weitere Informationsquellen:

  • Klosterleben im Mittelalter (Cornelia Halm)  >> Buch
  • St. Marien zu Lemgo (Gerhard Kuebart, …)  >> Buch
  • Aus der Geschichte des Lahder Dominikanerinnenklosters (Jürgen Nahrwold) >> Beitrag

 






Zurück zum Anfang