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Aktuelles aus Lahde

Lahde einst und jetzt
von Wilhelm Gerdes
(Ausgabe 8, Januar 2004

In den letzten beiden Jahren habe ich Sie vierteljährlich mit Geschichte und geschichtlichen Ereignissen erreicht. Dabei, ich gebe Ihnen Recht, ist das „Jetzige“ viel zu kurz gekommen. Mit Ihnen war ich 50 oder mehr Jahre zurück in der Geschichte unseres Ortes. Das soll sich in dieser Ausgabe ändern.

Heute möchte ich das Aktuelle ansprechen und aus meiner Sicht aufarbeiten. Meine Sichtweise muss nicht Ihrer entsprechen. Im Übrigen: Politische Themen möchte ich nicht beurteilen, aber geht es ohne Politik?

Wussten Sie, dass wir in Lahde neuerdings eine Kuhlenstraße haben? Sie liegt im östlichsten Bebauungsgebiet Richtung Bierde, abzweigend von der Straße Im Forsten. Wir hatten in Lahde einmal eine Kaiserkuhle und eine Aaskuhle. Woher kommen diese Straßennamen?

Vielleicht von der Flurbezeichnung Wolfskuhle, die im 17. Jahrhundert für einen großen Bereich im Norden und Osten von Lahde galt? Im Urkataster von 1826 war die Wolfskuhle als Flurname nicht mehr für den Bereich jenseits der Bahn bekannt.

Aber mit Straßennamen steht der Namensgeber häufig in Lahde auf dem Kriegsfuß. Da liegt die Südstraße im Westen, die Oststraße im Norden und die Weststraße im Osten eines Siedlungsgebietes. Weitere neue Straßennamen in Lahde sind der Forstweg und der Högenweg.

Machen Sie bitte einmal einen Spaziergang durch die neuen Siedlungsgebiete von Lahde, um das besondere Flair von Stichstraßen, Sackgassen, Gettobildungen und völlig durcheinandergeratenen Hausnummern zu erleben. Wie viel Zeit muss verstreichen, bis ein Notarzt die richtige Adresse findet. Ist es richtig, dass unsere Politiker bei neuen Siedlungsgebieten Bauträgergesellschaften suchen, die die fälligen Baugrundstücke verkaufen? Es geht auch anders.

Genau dort finden Sie auch besondere Verkehrssituationen. Ziel- und Quellverkehre werden über Spielstraßen geleitet. Morgens und abends werden ruhige Wohnstraßen zu „Rush-hour Zonen“. Von Schrittgeschwindigkeit keine Spur. Bis der erste Unfall passiert.

Wussten Sie schon, dass Lahde ein neues Naherholungszentrum hinter dem Haus Bethesda erhält? Der landwirtschaftliche Weg wurde verschmälert und mit Granitsteinen eingefasst.

Viele Bänke auf gepflasterten Flächen laden zum Sitzen ein. Rosenbögen sollen als Rankhilfen dienen. Von weitem sehen sie aus wie Buswartehäuschen. Natursteinmauern schaffen Nischen. Papierkörbe vervollständigen das Bild.

Meiner Meinung nach ist das reichlich viel Pomp und Aufwand, um den Patienten und Besuchern des Hauses Bethesda Gelegenheit zum Spazieren zu geben. Wer pflegt die Anlagen? Wer bezahlt die Arbeiten?

Schade ist dabei auch, dass wir Lahder ein liebgewordenes Naherholungsgebiet verlieren werden. Durch die Bebauung des Baugeländes Unterm Berge mit 13 Häusern mit der Zufahrt von der Straße Unterm Berge wird dort an der Aue ein hohes Verkehrsaufkommen herrschen, das einem die Naherholung vergrellen wird.

Ein anderes Naherholungsgebiet ist bereits verloren. Der große Auebogen unterhalb der Friller Straße ist zu einem Urwald verkommen. Der Weg ist kaum noch begehbar, die Pflanzenwelt in einem desolaten Zustand. Dieser Weg war in den 70er Jahren einmal Waldlehrpfad mit Hinweisen zu der Verschiedenartigkeit der Pflanzenwelt. Mir ist in der unmittelbaren Nachbarschaft kein Gelände bekannt, wo in so großer Anzahl der Aronstab wächst.

Wussten Sie schon, dass zwischen Aue und Schleusenkanal in diesem Jahr eine der größten Baustellen der Stadt Petershagen war? Hier baute die Stadt Petershagen ein Rückhaltebecken für Millionen Liter Mischwasser. Dieses Becken hat keinen Deckel. Wem der Gestank bei der entsprechenden Windrichtung wohl um die Nase weht?

Wussten Sie schon, dass man kurz vor dem Düker des Schleusenkanals das Bett der Aue erweitert hat? Man will die Fließgeschwindigkeit des Wassers verringern, um ein Versanden des Dükers zu vermeiden. Das ausgehobene Erdreich wird in eine Senke auf dem Gänsekamp versteckt. Ist das Erdreich kontaminiert?

Wussten Sie, das jedes Jahr der Graben A, ein Vorfluter, ausgebaggert wird, um die Fließgeschwindigkeit des Wassers zu erhalten? Dabei werden tausende von Kleinstlebewesen, Molche, Aale und andere Fische umgebracht.

Sie werden wissen, dass im Oktober eines der letzten unter Denkmalschutz stehenden Gebäude, Henrich Schillerstr. durch ein Feuer verstört wurde. Um 1800 erbaut, wohnte in ihm zunächst Förster Sassenberg inmitten seines Waldes, der sich sicherlich bis nach Bierde und darüber hinaus erstreckte. Später war es Eigentum von Oberwegemeister Gieseking, einem hohen preußischen Beamten, der zum Beispiel die Zufahrtsstraße zum Kaiser Wilhelm Denkmal plante. Er war im Kirchenvorstand, der den Neubau der Lahder Kirche forcierte. Sein Neffe Walter Gieseking – der berühmte Pianist – war in diesem Haus häufig zu Besuch.

Schade, vielleicht hätte man durch mehr Engagement dieses Haus einer öffentlichen Nutzung zuführen können.

Sie sehen, nicht nur Geschichte kann spannend sein. Alltägliches in einer Gemeinde kann auch zum Nachdenken anregen. Ich möchte Sie bitten, gehen Sie mit offenen Augen durch unseren Ort und beziehen Sie öffentlich Stellung. Nicht jede Neuerung nutzt der Allgemeinheit. Achten Sie mit darauf, dass unser Dorf sein Wesen behält.

Herausgeber: Ortsheimatpfleger Wilhelm Gerdes mit Unterstützung der Kulturgemeinschaft






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