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Lahde 44
(Die alte Schmiede Helbig)

Karte aus dem Jahr 1828

Das Schmiedehandwerk ist eines der ältesten Handwerksberufe in unserem ländlichen Raum. Anfangs, als sogenannter Grobschmied mit dem Anfertigen und Anpassen von Hufeisen tätig, kam später die Herstellung von landwirtschaftlichen Gebrauchsgegenständen und Reparaturarbeiten hinzu. Gerade hier, gegenüber dem Lahder Krug, war der Standort gut gewählt. Das Gasthaus unmittelbar am Ortseingang war vermutlich einst eine Zollstelle, an der die durchreisenden Geschäftsleute nicht nur ihren Wegezoll entrichten mussten, sondern auch die Gastfreundlichkeit nutzten. Somit boten sich zahlreiche Gelegenheiten, seine Schmiedekünste für einen neuen Hufbeschlag oder für Reparaturarbeiten an den Fuhrwerken anzubieten.
Die Helbig’sche Schmiede wurde gegen Ende der 1780er Jahre von Johann Heinrich Helbing erbaut. Johann war zuvor Schmied und Soldat im Waldeckischen Regiment in Minden. Wenige Jahre nach seiner Militärzeit zog er mit seiner Frau nach Lahde und errichtete hier ein Wohnhaus mit einer kleinen Schmiede. Auch sein 1775 geborener Sohn, Borchard Hinrich Friedrich Wilhelm Helbing, erlernte das Schmiedehandwerk.

Im Jahr 1795 heiratete der junge Borchard Wilhelm und übernahm die Schmiede seines Vaters. Er war sehr erfolgreich, und durch ihn erfuhr die Schmiede einen weiteren Aufschwung. Landwirtschaftliche Flächen wurden hinzugekauft und die Gebäude sowie bauliche Anlagen erheblich vergrößert. Aus der Ehe ging ein Jahr später der Sohn Anton Dietrich Wilhelm Helbig hervor.

Anton führte die Familientradition fort und leitete die Geschicke der väterlichen Schmiede nun in der dritten Generation. Im Jahr 1822 vermeldet das Kirchenbuch die Eheschließung mit Johanne Wilhelmine Nahrwold aus Lahde Nr. 35 (später Hotel Tonne) und zwei Jahre darauf wurde der erste Sohn, Friedrich Wilhelm Helbig, geboren. Allerdings ereignete sich wenige Jahre später ein folgenschweres Unglück. Der achtjährige Sohn ertrank am 28. Mai 1832 in den Weserfluten.

Ab 1845 war der Schmiedemeister Carl Schmidt mit seiner Frau Sophie Breimeier auf der Stätte 44 ansässig. Leider ist nicht bekannt, wie es zum Besitzerwechsel gekommen ist. Auch liegen keine Informationen vor, was aus der Familie von Anton Dietrich Helbig geworden ist.

Der neue Schmied erlangte schnell einen guten Ruf. Er war ein tüchtiger und beliebter Fachmann der Schmiedekunst. In seinem Betrieb bildete er viele Gesellen aus. Es galten jedoch strenge Regeln. Die Lehrlinge mussten nicht nur ein tadelloses Polizeizeugnis haben, sondern auch ausreichende Kenntnisse im Lesen, Schreiben und Rechnen nachweisen.

Im Jahre 1877 kam es zur weiblichen Erbfolge, da der einzige Sohn früh verstorben war. Die Tochter Auguste Schmidt heiratete den Schmied Wilhelm Wiese. Die Schmiede bestand noch weitere 60 Jahre, bis der letzte Schmied, Wilhelm Wiese jun., den Schmiedebetrieb im Jahre 1929 abmeldete.
Im Jahr 1935 kaufte der Schiffseigner Karl Friedrich Wilhelm Rippe die Schmiede und nutzte sie als Alterssitz. Er ließ die alte Schmiede abreißen und erbaute 1938 das noch heute erhaltene Gebäude.

Eine ausführliche Dokumentation finden Sie hier:

Quellennachweis und weitergehende Informationen zum Thema:

1. Lahde einst und jetzt, Festschrift zur 800-Jahr-Feier der Gemeinde
    1968, Gemeinde Lahde (Buch)
2. Lahder Heimatblätter, Nr. 11
    2004, Wilhelm Gerdes
3. Lahder Kirchenchronik
    1910, Stadtarchiv Petershagen
4. Private Recherchen
    2018-2024, Helmut Sackhoff, Heinrich Rodenbeck, Jürgen Nahrwold






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