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Brief an die Lahder Frontsoldaten, Teil 1

Lahde einst und jetzt
von Wilhelm Gerdes
(Ausgabe 35, Oktober 2010)

Vor einigen Tagen fiel mir ein Exemplar der Lahder Heimatgrüße in die Hände, die im Jahre 1943 von Lahde aus an die Frontsoldaten versandt wurden. Ich drucke sie hier original aber in geänderter Reihenfolge ab.

Liebe Kameraden!

Leider ist es mir nicht möglichall die lieben Zeilen, die mancher von Euch der Ortsgruppe sandte, jedem einzeln zu beantworten. Ich möchte aber zunächst unseren herzlichen Dank aussprechen. Es ist uns eine besondere Freude, immer wieder von Euch zu lesen, wie sehr Euch der Heimatbrief gefällt und mit welcher Sehnsucht Ihr ihn erwartet. Ja, und wir wissen und empfinden es mit Euch, welch Feierstündchen für Euch beginnt, wenn Ihr unter dem Namen Lahde zu lesen anfangt, und wie oft gleiten Eure Augen wohl über diese Zeilen. Da seht Ihr im Geiste das Heimatdorf vor Euch mit den sauberen Straßen, unter hohen Kastanien die schmucken Häuser mit den blühenden Vorgärten. Ihr seht die Dorfgenossen bei ihrer friedlichen Arbeit, Ihr hört sie sprechen. Und ein unbändiges Heimatgefühl geht dann durch Eure Herzen, und Ihr werdet es am besten wissen, warum Ihr draußen kämpft. – Leider ist es uns aus begreiflichen Gründen der Papierersparnis nicht möglich, Euch im Kreisheimatbrief ausführlicher und mehr zu berichten. Da aber gerade Ihr ein Recht darauf habt, alles zu erfahren, was hier in Lahde im Zuge größerer Bauvorhaben geschieht, habe ich in der Ortsgruppe den Vorschlag gemacht, einen zusätzlichen Heimatbrief zu schaffen, der von Zeit zu Zeit erscheint. Glaubt mir, mit Begeisterung waren alle dabei, und so ist es mir möglich, Euch in Form dieser Zeitung die besondere Überraschung, die ich im letzten Kreisheimatbrief andeutete, zu überreichen. Möge sie Euch viel Freude bereiten.

Hoffentlich seid Ihr alle gesund und munter. Hier ist alles wohlauf. So wie Ihr für die Heimat steht, so sind unsere Gedanken immer bei Euch. Wir sind mit Euch eins, alles zu tun für das große Ziel. Darum gibt es hier auch kein Murren und Zagen. Wir werden hier alles tun, um wenigstens einen bescheidenen Anteil zu haben. Macht Euch keine Sorgen! Aus den einzelnen Beiträgen, welche die Parteigenossen schrieben, mögt Ihr nun lesen, was es in der Heimat an Neuigkeiten gibt.

Die herzlichsten Grüße sendet Euch im Namen der ganzen Einwohnerschaft

die Ortsgruppe der NSDAP
Heil Hitler
Euer Wilhelm Bruneforth

Die Dorferweiterung und Neugestaltung in Lahde

Wer von Euch, liebe Soldaten, in den letzten Monaten bei uns auf Heimaturlaub war, der wird gesehen haben, dass hier mancherlei vor sich geht. In diesem Teil des Heimatbriefes möchte ich darüber berichten.

Im Januar dieses Jahres wurden die besonderen Bauarbeiten nördlich der Ziegelei Albert aufgenommen. Sie sind seitdem ohne Unterbrechung in immer größerem Umfange fortgesetzt worden. Die Geschäftsräume der Preußen Elektra befinden sich in den früheren Läden des verstorbenen Tischlers Chr. Ötting. Die Baufirma Polensky & Zöllner, die früher während des Kanalbaues die Bauleitung in Windheim hatte und vorübergehend nach Minden übergesiedelt war, hat im Frühjahr die Bauleitung nach Lahde bei der Kaiserkuhle verlegt, um unmittelbar beim Baugelände zu sein. Im Zusammenhang mit den Erdbewegungen auf dem Baugelände wird jetzt das Jösser Bruch, das insbesondere in den letzten Jahren sehr nass war und schlechte Gräser hatte, erheblich aufgehöht, ähnlich wie das vor Jahren im Auetal geschehen ist. Mit den Arbeiten für das Umschaltwerk, das östlich Lahde in der Gabelung der Chaussee Lahde-Bierde und des Feldweges Lahde -Quetzer Heide vorgesehen ist, soll nach der Ernte begonnen werden.

Für beide Bauanlagen sind die Erdarbeiten zur Verlegung der Anschlussgleise vom Lahder Bahnhof im Gange. Das eine Anschlussgleis führt vom Lahder Bahnhof nach Norden im großen Linksbogen über das Jösser Bruch in das Baugelände bei Albert, das andere verläuft vom Bahnhof Lahde nach Süden, um ebenfalls im Linksbogen das geplante Umschaltwerk zu erreichen.

Neben den wenigen deutschen Facharbeitern sind in der Hauptzahl fremdvölkische Arbeiter eingesetzt. Zunächst wurde östlich der Straße nach Bremen, auf dem Greitken Berge ein Barackenlager eingerichtet und von Ostarbeitern und Belgiern bezogen. Die Führung und Betreuung in diesem Lager hat die DAF. Im Frühjahr verlegte man ein Arbeitserziehungslager von Liebenau /Hannover nach Lahde und zwar ebenfalls östlich der Hauptstraße, etwa zwischen Kaiserkuhle und Jösser Bruch, auf den Grundstücken von Pohlmann Nr. 11. Bei der hohen Zahl der fremdvölkischen Arbeitskräfte kommen naturgemäß für die Volksgenossen von Lahde und den benachbarten Gemeinden mancherlei Fragen auf. Daher hat die Ortsgruppe am 2. Juli d. J. in einer öffentlichen Kundgebung die Bevölkerung auf die Notwendigkeit hingewiesen, das deutsche Volkstum zu schützen und die richtige Einstellung gegenüber den Fremdvölkischen einzunehmen. Im Übrigen wachen politische Leiter und Polizeikräfte darüber, dass etwaige Auswüchse sofort unterbunden werden.

Der Wohnraum in Lahde war schon vor Jahren während der Kanalarbeiten ziemlich stark in Anspruch genommen, trotzdem die friedensmäßige Bautätigkeit in Lahde immer besonders rege war. Die jetzigen Bauarbeiten haben noch mehr schaffende deutsche Menschen hierher gezogen, sodass seit Monaten die Nachfrage nach Wohnungen und Unterkünften sehr groß ist. Schon vor diesem Kriege war die Gemeinde Lahde als Siedlungsgemeinde bestimmt, jetzt ist eine Dorferweiterung im größeren Umfange dringend erforderlich. Unser schönes, sauberes Dorf ist nach Lage und wirtschaftlicher Bedeutung ganz besonders geeignet, zu einem ländlichen Mittelpunkt ausgebaut zu werden. Kreisbaurat Kühn aus Minden hat durch einen Plan das nötige Baugelände erfasst und aufgeschlossen. Der Bedarf für die nächsten 10 Jahre ist auf 350 Wohnungen berechnet. Es ist eine Gemeinschaftssiedlung gedacht, die einmal die einheimischen Baulustigen aufnehmen, zum anderen für die Werksangehörigen Wohnungen schaffen soll. An der jetzigen Hauptstraße östlich von Karl Sackhoff ist der große Sportplatz vorgesehen, der etwas mehr als 12 Morgen umfassen wird. Gemeinschaftshaus und HJ-Heim werden als Mittelpunkt des politischen und kulturellen Lebens weiter östlich anschließen. Ein großer, freier Platz ist als Siedlungskern gedacht, zugleich auch als Wochenmarktplatz. Im Hintergrunde, nach Norden zu, finden wir die geplante neue Volksschule, etwa mit 7 Klassen, die Hauptschule, anschließend die Kreisberufsschule und die Seefahrtsschule für Heringsfängerkapitäne. Wir meinen, dass die neuen Schulgebäude zu sehr an den Nordrand der Gemeinde gelegt sind, wir geben die Hoffnung nicht auf, dass für diese wichtigen Gebäude noch ein geeigneterer Platz mehr in der Mitte des Dorfes gefunden wird. Im Siedlungsplan gefallen uns auch keineswegs die Reihenhäuser, von denen z.Zt. drei gegenüber der Sparkasse gebaut werden. Wir sind der Auffassung, dass diese Mietskasernen in unser schönes Dorf- und Landschaftsbild nicht passen. Wir haben in wiederholten Besprechungen und Beratungen energisch abgelehnt. Ortgruppenleiter, Bürgermeister, Gemeinderäte, Ortsbauernführer und Ortsheimatpfleger gehen in dieser Frage vollkommen einig. Dagegen gefällt uns die übrige Gestaltung recht gut. So soll die Mulde, die sich von Südosten nach Nordosten erstreckt, als Grünfläche angelegt werden, um die ganze Siedlung aufzulockern und um den Siedlern Wiesen und Weiden für Kleintierhaltung geben zu können. Der große Giesekingsche Obstgarten ( jetzt Hendrich) soll so erhalten bleiben. Ihr seht im Dorferweiterungsplan auch noch zwei weitere sogenannte Obsthöfe, die angelegt werden sollen. Im Plan ist auch die Bebauung der Dornenbreite (Besitzer Nahrwold Nr. 2) vorgesehen, doch soll dieses wertvolle Land ganz zuletzt in Anspruch genommen werden. Daneben laufen noch viele andere Fragen und Aufgaben kommunalpolitischer Art, die mit all diesen Plänen in Zusammenhang stehen. Wohl noch nie in unserem Heimatgebiet hat eine Landgemeinde vor solchen Aufgaben gestanden. Aber Ihr, liebe Soldaten, könnt versichert sein, dass die Verwaltung der Gemeinde im engsten Einvernehmen mit dem örtlichen Hoheitsträger und den anderen örtlichen Stellen alles beobachten und übersehen wird, um die Interessen der Gemeinde und der Bewohner wahrzunehmen. Das ist gerade bei einer Neugestaltung des Dorfes sehr wichtig. Wir werden auch dafür sorgen, dass Ihr nach siegreicher Beendigung dieses Kampfes gute Möglichkeiten findet, in der Lahder Siedlung ein schönes Eigenheim zu bekommen, um mit Frau und Kindern einer besseren und schöneren Zukunft Deutschlands entgegen zu gehen. Über die näheren Bedingungen und Einzelheiten zur Schaffung eines Eigenheimes will ich Euch dann nächstens weiter berichten, damit Ihr Euch rechtzeitig als Baulustige melden könnt. Ortsgruppe und Gemeindeverwaltung sind gerne bereit, die Vermittlung Eurer Wünsche zu übernehmen, weil Ihr Eure Interessen z.Zt. doch nicht selbst wahrnehmen könnt. Bis dahin alles Gute!

Heil Hitler
Ötting
Bürgermeister m.d.V.b.

Herausgeber: Ortsheimatpfleger Wilhelm Gerdes mit Unterstützung der Kulturgemeinschaft Lahde






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