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Brief an die Lahder Frontsoldaten, Teil 2

Lahde einst und jetzt
von Wilhelm Gerdes
(Ausgabe 36, Januar 2011)

Nun der Rest des Lahder Heimatgrußes von 1943

Gruß an min Heimatdorp

Ick grüße di, min Heimatland
Min Heimatdorp in wieter Ferne
Am schönen greunen Weserstrand
Ick denke stets an di so gerne.

Ick seihe dinen Kerkturm schlank
Ut greunen Böömen freundlich winken.
Un dine Hüser schmuck und blank
Ut bunten Sommerblaumen blinken.

Un die Erinnerung werd wach
An eine Jugendtiet vull Glück
An manchen froh verlebten Dag,
An Jugendstreich und Bubenstück.

Woll jede Nacht seih ick din Bild
Im Droome kloar in minen Blicken
Dann schlaht das Harte froh un wild
Un is vull Freude un Beglücken.

Dann goah ick still de Stroaten lang
Dür jeden Hoff un jeden Goarn,
Ick kenne jeden engen Gang,
Vertraut ut minen Jugendjoahrn.

Die Joahre flogen schnell voarbi,
Moal was de Himmel schwart, moal kloar
Dat eine oaber segg ick di:
Du heimatdorp bist wunnerboar!

So grüß ick die min Heimatland
Un foate neien frisken Mut.
Wi seiht üs wier am Weserstand,
wenn düsse böse Krieg is ut.

 

  Hermann Dreier

 
 

Von unseren Dorfgenossen

Weiter immer weiter läuft gleichmäßig das Rad der Zeit und mit ihm Glück und Leid, Leben und Tod. So auch hier. Erschüttert vernahmen wir die Kunde vom Heldentode zweier braver Dorfgenossen. Im Juli fiel bei den harten Abwehrkämpfen im Osten Gefreiter Gustav Rodenbeck. Er hinterlässt seine Frau mit seinen beiden Söhnen. In den ersten Augusttagen fiel ebenfalls im Osten der Oberfeldwebel Willi Ricksmeier. Ihnen, die ihr Leben gaben, ein ehrendes Andenken. Im Alter von 88 Jahren verstarb unser ältester Dorfgenosse Heinrich Salge, er hinterlässt einen Sohn und zwei Töchter. Infolge Schlaganfall verschied plötzlich Fritz Bade (Stoffers) im Alter von 58 Jahren. Er hinterlässt seine Frau und zwei Kinder. Sein Sohn steht als Soldat im Osten. Nach langer Krankheit verstarb im Alter von fast 71 Jahren Ehefrau Johanne Kleine 76. Sie war Mutter von sieben Kindern. Auch diesen Volksgenossen, die für immer die Augen schlossen, ein stilles Gedenken. Jedoch neues Leben meldet sich aus den Wiegen. Geboren wurden den Eheleuten Karl Brase 164 ein Sohn (4. Kind), den Eheleuten Karl Höltke 132 ein Sohn, den Eheleuten Wilhelm Dammeier 109 eine Tochter, den Eheleuten Karl Preuß 54 ein Mädel (5. Kind), den Eheleuten Karl Meisolle 76 ein Sohn (4. Kind), den Eheleuten Willi Becker ein Sohn, den Eheleuten Heht im Warthegau (Friedrich Pohlmann) ein Sohn. Geburtsfreudiges Lahde! Wir wünschen den kleinen Erdenbürgern für ihren Lebensweg alles Beste. Den Bund fürs Leben schlossen Friedel Krohne und Elisabeth Oberkempich. Als Verlobte grüßen Herta Gieseking 25 und Fritz Salge aus Frille, Leutnant Heinrich Schmidt (Post) und Edith Strimitzer aus Berlin. Das Fest der Silberhochzeit feierten Eheleute Wilhelm Wiese 6, Eheleute Karl Prange 30, Eheleute Wilhelm Queren 126. Eingezogen wurden Walter Gieseking, Fritz Salge 54, Willi Saxowsky 62a, Willi Prange 32, Christian Meier 1, Heinrich Lünstroth. Heinrich Höltke ist entlassen. Befördert wurden Oberarzt Dr. Werner Joachim zum Stabsarzt, die Obergefreiten Heinrich Schmidt, Ernst Schmidt und Willi Huxoll zum Unteroffizier. Herzlichen Glückwunsch!

Auszeichnungen: Unter besonderer Erwähnung im Ehrenblatt des Deutschen Heeres wurde Stabsarzt Dr. Werner Joachim mit dem E. K. I für besondere Tapferkeit ausgezeichnet. Obergefreiter Walter Risse 202 wurde mit dem E.K. II und Obergefreiter Fritz Bade mit dem K.V. K. II K1. beliehen. Wir gratulieren. Es sendet Euch nochmals viele Grüße

Euer Wilhelm Bruneforth

Liebe Soldaten!

Wenn Euch ein Gruß aus der Heimat erreicht, will auch Eure alte Schule dabei nicht fehlen. So will ich Euch denn mancherlei mitteilen, von dem ich annehme, dass es interessant wird. Also, zunächst, die alte Schule steht noch und ist in vollem Betrieb, wenn auch schon seit 10 Jahren an einer neuen geplant und in Gedanken gebaut wird. Für viele von Euch ist wohl die Änderung des Schuljahres etwas Neues. Im Jahr 1941 wurde erstmals der Beginn des Schuljahres vom Ostertermin auf den Tag nach den Sommerferien, also ungefähr auf Mitte August, verlegt. Schulpflichtig werden zum Sommer 1941 alle Kinder, die bis zum 31.08.41 das 6. Lebensjahr vollendeten. Im Sommer 1942 mussten alle Kinder zur Schule, die bis zum 31.10.42 sechs Jahre alt wurden und 1943, also in diesem Sommer und von nun an alljährlich, werden die Kinder schulpflichtig, die bis zum 31.12. des betr. Jahres sechs Jahre alt werden. Jetzt wird deutlich, wer eine solche Menge trockener Kräuter verarbeitet hat, der weiß, welchen Fleiß seitens der Schüler und Lehrer sich dahinter verbirgt. So ist auch die Schule dabei, kriegswichtige Aufgaben zu erfüllen. Wenn dann im Rahmen des neuen Bebauungsplan in unserem Ort ein würdiger Platz für einen evtl. Schulneubau in den kommenden Jahren ausgelegt würde, dann würde das gewiss auch Euch freuen, denn als Erziehungs- und Unterrichtsstätte unserer gesamten Dorfjugend ist uns das Schönste und Beste gerade gut genug.

Zum Schluss möchte ich Euch allen die herzlichen Grüße der gesamten Schuljugend übermitteln. Mit dem herzlichsten Wunsch für weiteres Soldatenglück bin ich

Euer Otto Pöller

Aus unserer bäuerlichen Arbeit

Liebe Kammeraden! Nachdem Ihr alle sonstigen Neuigkeiten durch unseren Heimatbrief erfahren habt, wollen wir Euch noch einen Einblick in unsere örtliche Landwirtschaft  geben. Die Wetterlage, die für uns ja immer von ausschlaggebender Bedeutung ist, war in diesem Jahr selten günstig. Deshalb ging die Bestellung im Frühjahr gut vonstatten. Der Austrieb von Rindvieh erfolgte zeitig. Auf dem Gebiet der Pferdezucht wurde in unserem Heimatdörfchen auch das Nötigste getan. Die hiesige Hengststation war mit fünf edlen Tieren besetzt. Leider verendete ein Hengst an einer Kolik. Aus der ganzen Umgebung wurde gerade in diesem Jahr unsere Station sehr in Anspruch genommen. Man muss staunen, was für Pferdematerial wir noch besitzen, zumal wir doch schon im 5. Kriegsjahr sind. In Lahde wurde in folgenden Betrieben ein Fohlen geboren: Schmidt 20, Schwier 10, Kölling, Rösener, Fritz Brase und Fritz Fricke. Leider verendete die Stute von Schmidt und Fricke. Das Fohlen von Rösener erhielt in der Klasse der Warmblutpferde die III. Prämie und wurde eingetragen. Auch auf dem Gebiet der Geflügelzucht herrscht hier rege Tätigkeit. Die Ernte ist in jeder Beziehung sehr gut ausgefallen. Bei der Heuernte machte uns der Wettergott einige Schwierigkeiten, Aber es hat dann doch noch alles geklappt. In der Erntezeit hatten wir ein derartig ausgesuchtes Wetter, dass wir innerhalb von drei Wochen fertig waren. Wenn hier und da noch länger einige Haferhocken draußen standen, dann deshalb, weil man auf den Böden und Scheunen keinen Platz mehr hatte. Jetzt singt die Dreschmaschine ihr eintöniges Lied, wir aber freuen uns über den Ertrag der diesjährigen Ernte. Die Ernährungsfrage ist wieder einmal gelöst und damit sind wir wieder dem Sieg ein Stück näher gerückt.

Euer Heini Rösener

Von der Feuerwehr

Der alte Mannschaftsstamm unserer Feuerwehreinheit ist durch die Einberufung zur Wehrmacht sehr geschwächt. Werbungen zum freiwilligen Eintritt hatten wenig Erfolg. Es mussten daher durch den Ortspolizeiverwalter mehrere Einwohner notdienstverpflichtet werden. Die Ausbildung dieser Kräfte ist soweit fortgeschritten, dass die Einheit wieder voll einsatzfähig ist. Die ausgebildeten Jungen von der HJ sind begeisterte Feuerwehrmänner geworden. Im Augenblick wird die Ausbildung von Maschinisten gefördert. Der Schmiedemeister Wilhelm Mensing hat an einem Lehrgang für Maschinisten in Münster teilgenommen. Die Dienstgradbezeichung wie Truppmann usw. sind wieder geändert und jetzt denen der Polizei angeglichen. Unser Einheitsführer trägt den Dienstgrad Meister der Feuerwehr. Der Spritzenhausumbau ist beendet. Außer einer Kelleranlage und einem kleinen Dachausbau wurden keine Änderungen im Inneren des Gebäudes vorgenommen. Die vorgesehene Heizungsanlage ist infolge Materialmangel noch nicht fertig geworden und wird vorläufig durch einen Ofen ersetzt. Die Anschaffung der schweren Kraftspritze 1500 Ltr. Minutenleistung hat sich bewährt, besonders dort, wo natürliche Wasserläufe als Wasserentnahmestellen dienen. Da auch in unserer Gemeinde diese günstigen Wasserstellen reichlich vorhanden sind, ist ausreichender Feuerschutz gewährleistet.

Euer Fritz Brinkmann

Liebe Soldaten!

An vorstehendem Heimatbrief werdet Ihr gewiss Freude haben und mir hat es Spaß gemacht, ihn für Euch abzuschreiben. Entschuldigt bitte die evtl. gemachten Tippfehler!

Es grüßt Euch
Waltraut Rodenbeck

Herausgeber: Ortsheimatpfleger Wilhelm Gerdes mit Unterstützung der Kulturgemeinschaft Lahde






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