Die Lahder Hofstätten im Wandel der Zeit
Der alte Ortskern „Kerklothe“, rund um die ev. Kirche
Am 22. März 2024 hieß es wieder: „Lahder Geheimnisse, Verlorenes neu entdecken“. Die Interessengemeinschaft konnte wieder mehr als 50 Gäste beim 2. Themenabend im Sportheim Lahde begrüßen. In dieser Veranstaltung, wie auch in den noch Folgenden sollen die alten Hofstätten, deren Veränderungen, sowie das Leben unserer Vorfahren im Mittelpunkt stehen.

Den Auftakt bildete der alte Ortskern von Lahde, früher auch „Kerklothe“ genannt. Gegen Mitte des 13. Jahrhunderts befanden sich die beiden Klöster Lahde und Loccum in einem harten Verdrängungskampf. Auf der einen Seite das mächtige Zisterzienserkloster in Loccum und in Lahde das noch junge Nonnenkloster des Dominikanerordens. Leider konnte sich das Lahder Koster seinerzeit nicht behaupten. Nach einer anfänglichen Blütezeit folgte angesichts der zahlreichen Anfeindungen recht schnell der Niedergang. Nach nur 41 Jahren mussten die dominikanischen Nonnen ihr Kloster in Lahde aufgeben. In Lemgo erbauten sie ein neues Kloster, das in seiner Nachfolgeorganisation noch heute vorhanden ist. Das führt auch gleich zur Frage, wie sich Lahde wohl entwickelt hätte, wenn das Kloster, bzw. deren Nachfolgeeinrichtung noch heute in Lahde stände.
Auf der Karte aus dem Jahre 1828 ist sehr gut die damalige Situation zu erkennen, mit der alten Lahder Kirche im Mittelpunkt. Ihre Größe entsprach nur ca. 1/3 der heutigen ev. Kirche. Oben rechts (II) das, aus heutiger Sicht, „alte Pfarrhaus“ und gleich daneben das „ganz alte Pfarrhaus“ (IIa), das 1805 abgerissen wurde. Rechts, auf der gegenüber-liegenden Straßenseite befand sich das Küsterhaus (Nr. 50) und darunter das erste Lahder Schulgebäude. Auf der linken Seite sind die vier Meyerhöfe zu sehen, sowie die kleine Hofstätte Nr. 18 (Hofname „Kostede“).


Die alte Lahder Kirche wurde am 20. Januar 1191 eingeweiht. Dieses Weihedatum verewigte der damalige Steinmetz auf dem Tympanon, das ursprünglich über dem Eingangsportal der Kirche eingebaut war. Dieses Tympanon befindet sich noch heute im Vorraum unterhalb des Glockenturms. Es symbolisiert die segnende Hand Gottes und die umliegenden Verzierungen beschreiben den Sonnen-, sowie den Mondstand am Tag der Einweihung.
Die alte Kirche blieb in ihrer eigentlichen Bausubstanz über viele Jahrhunderte hinweg erhalten. Allerdings wurde sie im Laufe der Zeit zunehmend baufällig. Das mit Holzschindeln gedeckte Dach wurde immer wieder undicht, so das Wasser ins Innere eindrang und so die gesamte Bausubstanz bedrohte. Letztendlich stand fest, dass die alte Kirche nur durch einen Neubau zu ersetzen war. Im Jahre 1842 wurde dann ein Kirchbauverein gegründet, der die erforderlichen Kosten für den Kirchenneubau mit erwirtschaften sollte. Aber es dauerte noch 51 Jahre, bis die Planungen in die Tat umgesetzt werden konnten. Am 13. März 1893 begannen dann die Abrissarbeiten an der alten Kirche und bereits am 15. Mai 1895 wurde die neue, heute noch vorhandene Kirche eingeweiht. In der Zwischenzeit diente der alte Schafstall von Meyer Nr. 2 an der Bahnhofstraße, als Notkirche.
Auch wenn zwischenzeitlich immer wieder Sanierungen an der Kirche vorgenommen wurden, drohte 1997 neues Unheil für das ehrwürdige und stattliche Gotteshaus. Durch die Verwitterung wurde das Mauerwerk im Glockenturm instabil und es lösten sich bei Sturm einzelne Ornamentteile. So wurde im gleichen Jahr abermals ein Kirchbauverein gegründet, der die zusätzlich benötigen Gelder für die Sanierung erwirtschaftete. Der Kirchbauverein bestand in Lahde 20 Jahre und konnte insgesamt 350.000,-€ für die Sanierung bereitstellen.
Das Küsterhaus wurde vermutlich 1740 erbaut, hier wohnte lange Zeit die Familie Helle, ehe es um 1984 abgerissen wurde.
Im Jahre 1686 kam Burchard Helle als Pfarrer noch Lahde. Er heiratete die Witwe seines Vorgängers Georg Danmehl, der im selben Jahr verstorben war. Auch sein, Sohn Anton Heinrich Helle, studierte Theologie und übernahm nach dem Tod seines Vaters im Jahre 1721 die Pfarrstelle in Lahde. Allerdings war ihm kein langes Leben vergönnt. Er verstarb im Jahre 1733 im Alter von nur 42 Jahren. Sein Sohn, Martin Christian Helle konnte dann vermutlich aus Geldmangel nicht studieren. Er blieb jedoch in Lahde und wurde Küster, wie auch dessen Sohn. In dieser Zeit wurde vermutlich das im Bild dargestellte Küsterhaus erbaut. Die weiteren Generationen Helle führten dann in Lahde ein landwirtschaftliches Leben. Der Küsterdienst umfasste sämtliche Unterhaltungsarbeiten an und in der Kirche.

Hierzu gehörten die Reinigung des Innenraumes, die Pflege der Außenanlage, das Heizen im Winter, sowie das Läuten zu unterschiedlichen Zeiten und Anlässen.
Der Küsterdienst stand in frühen Jahren auch in Verbindung mit der Tätigkeit des Schullehrers. Die erste Lahder Schule bestand zunächst nur aus einem Klassenzimmer für alle Kinder im Kirchspiel. Im Jahre 1884 wurde noch ein zweites Klassenzimmer angebaut, ehe im Jahre 1903, auf Drängen der königl. Regierung die Volksschule an der Nienburger Straße errichtet wurde.
Die Entstehung der Meyerhöfe war eng verbunden mit dem Lahder Kloster, bzw. dem anschließenden Klosterhof. Nachdem die Dominikaner das Lahder Kloster an die Zisterziensermönche in Loccum verkauft hatten, versuchte Loccum zunächst in Lahde ein Zweigkloster zu errichten. Allerdings entsprachen die örtlichen Begebenheiten nicht den Lebensansprüchen des Zisterzienserordens. Diese sahen ein zurückgezogenes, von der Außenwelt abgeschirmtes Leben vor.
Angesichts des Friedhofs im benachbarten Kirchgarten, war das jedoch kaum möglich. So widmeten die Loccumer Mönche im Jahre 1311 die Lahder Kirche in eine Kapelle um. Im Gegenzug wurde eine Kapelle in Nordlothe zur Pfarrkirche erhoben. Allerdings führte diese Maßnahme wohl nicht zum gewünschten Erfolg. So beschränkten sich die Mönche darauf, das einstige Kloster in Lahde als einen rein wirtschaftlich genutzten Klosterhof zu nutzen.

Sie setzten eine Hofmeister ein, und entsandten „Laienbrüder“, die nicht der zisterziensischen Lebensweise unterlagen. Diese Ordnung blieb dann über 160 Jahre erhalten, was vermutlich dazu führte, dass sich in Lahde der Name „Mönkegarten“ etablierte, obwohl es eigentlich zuvor ein „Nonnengarten“ war. Wann die Umwidmung der Kirche wieder rückgängig gemacht wurde, ist nicht bekannt.
Im Jahre 1470 fanden die Loccumer Mönche wohl nicht mehr genügend Laienbrüder für die Arbeit in Lahde. So entschlossen sie sich, die Ländereinen zu teilen und neben dem Klosterhof vier zusätzliche Meyerhöfe einzurichten. Der Klosterhof behielt sich das 65 Morgen große Mönkefeld, sowie die nahegelegenen Auewiesen mit einer Größe von 32 Morgen vor. Die restlichen Ländereien wurden je Flurstück in 5 gleichgroße Parzellen geteilt und auf die 4 Meyerhöfe und den Klosterhof aufgeteilt.

Im Urkataster von 1670 wird Wiebke Meyer als Besitzer des Meyerhofes Nr. 1 genannt. Vermutlich hieß er mit richtigen Namen Johann Wiebke. Als Hofname wird „Gemais“ genannt, wobei die damalige Bedeutung heute leider nicht mehr bekannt ist. Im Laufe der Jahrhunderte konnte der Meyerhof seinen Grundbesitz kontinuierlich ausbauen. Zu den Pflichten eines Meyerhofes gehörte damals auch, im Auftrag von Loccum, den Pachtzins und den Zehnten, sowie die auferlegten Dienstbarkeiten der umliegenden Bauern einzufordern.
Im Jahre 1845 übernahm der damalige Hofherr, Friedrich Meyer den benachbarten Meyerhof Nr. 4. Nach einer Brandkatastrophe war der Hof hoch verschuldet.
Einige Jahre später, im Jahre 1874, kam noch die kleine Stätte Nr. 18 hinzu. Im Jahre 1871 gründete Hermann Meyer übrigens eine Feldbrandziegelei, die er 1873 dann jedoch an Conrad Albert verkaufte. Diese baute Conrad zu der noch heute bekannten, seit Jahren jedoch stillgelegten Ziegelei Albert aus.
Durch die Brände in den Jahren 1880 und 1900 veränderte sich die Bebauung auf dem Meyerhof. Die vormalige Ost-West-Ausrichtung der Gebäude wurde aufgehoben und es entstanden die noch heute vorhandenen Gebäude auf dem Meyerhof Nr. 1.
Der Meyerhof Nr. 2 trug damals die Beinamen „Wiebkinge“ und später „Nahrwold“.
Im Urbar von 1670 wird Ernst Meyer als Besitzer genannt. Mit Familienname hieß er vermutlich Schwier. Er verstarb 1684 im Alter von nur 49 Jahren und hinterließ seine Frau und eine 14-jährige Tochter. Als die Tochter, Anna Margarethe, im Jahre 1690 den Schäfersohn Gerd Hinrich Nahrwold vom Timpenhof in Lahde heiratete, zog der Beiname „Nahrwold“ auf dem Hof ein. Der Vater von Gerd, der ebenfalls Hinrich hieß, war Amtsschafmeister der Stadt Petershagen.
Bereits ein Jahr nach der Hochzeit führte Gerd, gemeinsam mit seinem Nachbarn vom Meyerhof Nr. 3, die Schafzucht auf den Meyerhöfen ein. Das Recht zur Schafhude war jedoch schon damals sehr umstritten, zumal die Meyerhöfe dieses Recht vom einstigen Klosterhof als Gesamtbesitzer ableiteten.

Für die Überwinterung der Schafe baute Gerd im Jahre 1691 einen Schafstall an der Bahnhofstraße neben der heutigen Bäckerei Reimers. Dieses Holzgebäude blieb lange Zeit erhalten. In der Zeit des Kirchen-Neubaus (1893 – 1895) diente der einstige Schafstall als Notkirche. Im Jahre 1946, während der Polenzeit, fiel das Gebäude dann jedoch der Brandstiftung zum Opfer.
Die heutigen Gebäude auf dem Meyerhof entsprechen von ihrer Grundsubstanz noch der Bebauung, wie sie auf der Karte von 1828 zu sehen ist. Allerding wurden sie im Laufe der Zeit restauriert und saniert. Lediglich das Leibzuchthaus wurde zwischenzeitlich durch die heute noch vorhandene Remise ersetzt.

Der Meyerhof Nr. 3 kann auf eine lange familiäre Entwicklung zurückblicken. Lediglich mit zwei kurzen Zwischenregentschaft (2. Ehe) lässt sich der Name Lange über 11 Generationen auf der Stätte belegen. Das umfasst den Zeitraum von ca. 1550 bis in die heutige Zeit.
Im Jahre 1658 übernahm Hermann Klöpper für 24 Jahre die Leitung des Hofes als zweiter Ehemann. Hermann Klöpper wurde seinerzeit auch Beermann genannt.
Aus dieser Zeit stammt der Hofname „Beermanns“. Nach dem Tod von Klöpper ging das Erbe an den ältesten Sohn aus erster Ehe zurück. Im Jahre 1692 kommt es noch mal zu einer Zwischenregentschaft. Johann Dietrich Bartermann heiratet die Witwe des zuvor verstorbenen Ewert Lange. Aber auch hier wurde dem Sohn aus erster Ehe bei seiner Volljährigkeit, der Hof übertragen.

Auf der Skizze von Dr. Großmann, die er 1952 für die Hofchronik erstellt hatte, sind sehr gut die baulichen Veränderungen zwischen den Jahren 1830 und 1951 zu sehen. Lediglich die 1670 erbaute Scheune blieb in ihrer ursprünglichen Bausubstanz erhalten. In dem, 1786 erbauten, und später umgebauten Leibzuchthaus verbrachte Karl Friedrich Lange seinen Ruhestand, bis er im Dezember 1865 verstarb.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand das sogenannte „Löösenhaus“. Es diente zwischenzeitlich als Wohnhaus für die Bediensteten auf dem Hof. Im Februar 1890 brannte es infolge von Brandstiftung durch desertierende Soldaten ab. Es wurde daraufhin wieder aufgebaut, bis es in den 1960er Jahren endgültig abgerissen wurde.
Der Meyerhof Nr. 4 lag hinter der Kloster-mühle, ein wenig eingeengt zwischen Meyer 1 und der Aue. Die Hintergründe der etwas sonderbaren Nummerierung der Höfe wirft Fragen auf, für die es heute leider keine Antwort mehr gibt. Vielleicht waren ursprünglich nur 3 Meyerhöfe vorgesehen, kam dann aber zu der Auffassung, dass diese 3 Höfe zu mächtig werden könnten, gegenüber dem Klosterhof.
Im Laufe der Zeit trug der Hof unterschiedliche Beinamen, die sich jeweils vom damaligen Besitzer ableiteten. Zu nennen sich hier die Namen „Bleekes“, „Amtmannshaus“ oder auch „Hockemeyers“.
Im Urbar von 1670 wird der Amtmann Bähr aus Petershagen als Besitzer genannt, der die Stätte vermutlich von einem „Niemeier“ gekauft hatte. Mit dem Kauf des Meyerhofes löste Bähr den Hof auch gleich beim Kloster Loccum für 500 Taler aus. Somit war der Hof steuerbefreit gegenüber dem Kloster und galt als sogenannten „Freihof“.

Im Urbar von 1670 wird der Amtmann Bähr aus Petershagen als Besitzer genannt, der die Stätte vermutlich von einem „Niemeier“ gekauft hatte. Mit dem Kauf des Meyerhofes löste Bähr den Hof auch gleich beim Kloster Loccum für 500 Taler aus. Somit war der Hof steuerbefreit gegenüber dem Kloster und galt als sogenannten „Freihof“.
Im Jahre 1754 kam es zur Zwangsversteigerung der Hofstätte. Als neuer Besitzer wird eine Familie Spiegel genannt. Der Grundbesitz wurde dann zerstückelt und in Einzelteilen veräußert. Die Hofstätte erwarb Johann Friedrich Hockemeier.
Am 16. Mai 1831 kam es dann zu einer verheerenden Brandkatastrophe. Der Hof, einschließlich der Nebengebäude brannte bis auf die Grundmauern nieder. Alle Versuche, die Stätte wirtschaftlich wieder aufzubauen, scheiterten. So verkaufte Dietrich Hockemeier die Hofstätte an seinen Nachbarn Christian Friedrich vom Meyerhof Nr. 1 und wanderte mit seiner Familie nach Nordamerika aus.

Neben der Klostermühle stand im Jahre 1828 noch die kleine Hofstätte Nr. 18. Als Besitzer wird 1670 Johann Prange oder Peek genannt. Im Laufe der Jahrhunderte wechselte mehrmals der Besitzer. Als Anna Christine Janze als letztlebende Erbin den Hof erhielt, war sie jedoch bereits nach Loh geheiratet. So verkaufte sie die Stätte im Jahre 1850 an Carl Friedrich Kostede wodurch der Beiname „Kostede“ auf dem Hof einzog.
Im Jahre 1855 kam es auch hier zu einem Brand. Auf das Ausmaß dieses Unglücks geht die Lahder Kirchenchronik leider nicht ein. Aber auch darüber hinaus musste die junge Familie viel Leid ertragen. Im Zusammenhang mit der dritten Totgeburt verstarb auch seine Frau Ernestine, geb. Schwier. So nahm Karl vermutlich das Angebot seines Nachbarn von Meyer 1 an, den Hof zu kaufen und im Gegenzug ein Grundstück in der Pommergasse zu übernehmen. Die kleine Hofstätte Nr. 18., wie auch das Grundstück vom einstigen Meyerhof Nr. 4 wurden im Hof von Meyer 1 integriert.
Die Geschichte des alten Ortskern von Lahde, Kerklothe, unterlag im Laufe der Jahrhunderte einer ständigen Veränderung und stellte unsere Vorfahren immer wieder vor neue Herausforderungen. Nur mit harter Arbeit und mit einer großen Portion „Heimatverbundenheit“ ist es ihnen gelungen, den einst kleinen Ort Lahde bis in die heutige Zeit weiterzuentwickeln. Hierbei war die Lahder Kirche, wie auch die christlich geprägte Dorfgemeinschaft über viele Jahrhunderte hinweg ein Garant für die Weiterentwicklung von Lahde.
Abschließend lässt sich festhalten, dass der zweite Themenabend sehr interessiert angenommen wurde. Nicht zuletzt die erfreuliche Teilnehmerzahl, auch die zahlreichen Fragen und anschließenden Gespräche bestätigen das wachsende Interesse an der unmittelbaren Heimatgeschichte. Ein Ansporn für die Interessengemeinschaft Heimatgeschichte, diesen Weg weiterzugehen.





