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Der Lahder Friedhof

Lahde einst und jetzt
von Wilhelm Gerdes
(Ausgabe 25, April 2008)

Haben Sie sich, genauso wie ich, nicht über die Lage des Lahder Friedhofs gewundert? Weshalb hat man den Friedhof mitten ins Dorf an die viel befahrene Hauptstraße (Bahnhofstraße) gelegt? Gab es keinen geeigneteren Ort?

Sie müssen sich den Ortskern von Lahde um 1840 vorstellen. Er lag rund um die Kirche bis in die Fährstraße und Vor der Reihe hinein. Bei Römke, Bahnhofstraße,  hörte die kompakte Bebauung auf. Richtung Osten hatten einige Neubauern gesiedelt. Lahde hatte damals 529 Einwohner. Bestattet wurde rund um die Kirche. Die Gemeindemitglieder kamen aus Lahde, Bierde, Quetzen, Ilserheide, Gorspen-Vahlsen und Raderhorst. Bierde hatte 350, Gorspen-Vahlsen 275, Ilserheide 360, Quetzen 359 und Raderhorst 318 Einwohner.

Da Gorspen-Vahlsen und Ilserheide auch teilweise zur Kirchengemeinde Windheim gehörten, besaß die Kirchengemeinde Lahde 1900 Personen. Der Friedhof rund um die Kirche war zu klein geworden.

Der Schullehrer und Küster Knipa zu Lahde hat bei mir angezeigt, dass der Friedhof von zu geringem Umfang sei, weshalb es jetzt schon an Begräbnisplätzen fehle und hat darauf angetragen, dass derselbe vergrößert und sodann die Beerdigung auf der Reihenfolge eingeführt werden möge. Sie werden daher zur Untersuchung dieser Beschwerde und zur Berichterstattung binnen 4 Wochen aufgefordert“, schreibt die Abteilung des Innern Königl. Preußische Regierung Minden d. 11. November 1807.
Alle Gemeinden bestatteten hier.“

1827 heißt es in einem weiteren Schreiben: „Die Vergrößerung des Kirchhofs in Lahde und die Genehmigung der Erdbegräbnisse. Die Bevölkerung hat stark zugenommen durch Heuerlinge und Neubauern,

 deshalb ist die Fläche des Friedhofs nicht mehr ausreichend.“ Die Gemeinde suchte ein Grundstück für einen neuen Friedhof. Es wurde ein Grundstück von Nahrwold Nr. 2 gefunden und gekauft. Es lag weit genug abseits des ehemaligen Dorfkernes. Es war aber auch gut zu erreichen, da die Straße Richtung Bierde in ihrer ursprünglichen Form bereits bestand und das Läuten der Glocken bei Beerdigungen gut zu hören war. Die Straße Richtung Bierde wurde 1881 chasseemäßig ausgebaut. Die Straße Richtung Quetzen erfolgte 1876. Im selben Jahr wurde ein angrenzendes Grundstück vom Chausseeaufseher Gieseking dazugekauft. Die letzte Erweiterung geschah 1903 mit einem Grundstück des Polizeidieners Herbig. Damals waren die Gräber Erdbegräbnisse, d.h. Familiengrabstätten. Dazu gehörten in der Regel 4 bis 10 Grabstellen. Die Erdbegräbnisse, die rund um die Lahder Kirche bestanden, wurden auf dem neuen Friedhof genauso vergeben. Dabei achtete man darauf, dass die Grabstellen der einzelnen Gemeinden in einem Gräberfeld zusammen lagen.

Es waren in den ersten Jahren folgende Gräber vergeben:

53 Gräber zu Familien aus Lahde.
42 Gräber zu Familien aus Bierde
54 Gräber zu Familien aus Querten
27 Gräber zu Familien aus Ilserheide
7 Gräber zu Familien aus Raderhorst
5 Gräber zu Familien aus Gorspen-Vahlsen

Entgegen der Annahme, der Friedhof sei erst mit dem Neubau der Lahder Kirche 1895 entstanden, war er schon gut 50 Jahre vorher geplant und angelegt.

Karl Schwier, Anlieger der Lahder Kirche, hat oft von gefundenen Knochen und Schädeln, die bei Schachtarbeiten auf seinem Grundstück lagen. Das, der Überlieferung nach, einzige ausgemauerte Grab des Philipp Hecker, der sich in einen Hund verwandeln konnte, ist aber nicht gefunden worden.

Wie fand vor langer Zeit die Bestattung der Verstorbenen statt?

Bis 1966 (Bau der Friedhofskapelle in Lahde) fand die Beerdigung vom Trauerhaus aus statt. Dazu wurde der Sarg auf der Diele des Hauses aufgebahrt. Der erste Lehrer hielt die Hausandacht und nahm auch die Aussegnung vor.

Danach wurde der Sarg auf einem Leiterwagen, später auch mit dem Leichenwagen auf dem „Kerkweg“ zum Friedhof Lahde gebracht. Mit „Kerkweg“ meinte man den Weg, den die Familie zum Kirchgang benutzte. Angehörige und andere Trauergäste begleiteten den Trauerzug. Am Friedhofseingang erwartete der Pastor den Trauerzug und nahm das Begräbnis vor. Das Zeichen zum Läuten der Kirchenglocke wurde durch ein sichtbares Zeichen vom Friedhof aus gegeben. Bei jeder Beerdigung läutete die Totenglocke vom Turm der Kirche. Das Läuten oblag dem Küster. Kinder durften nicht läuten, weil die Arbeit zu schwer und zu gefährlich war. Der Küster konnte diese Aufgabe aber delegieren. 1833 hatte Küster Althoff diesen Dienst an seine Magd abgetreten.

Die Gemeinde Bierde erhielt 1911 einen eigenen Friedhof.
Die Gemeinde Quetzen erhielt 1943 einen eigenen Friedhof.
Die Gemeinde Raderhorst erhielt 1941 einen eigenen Friedhof.
Die Gemeinde Gorspen- Vahlsen erhielt 1955 einen eigenen Friedhof.
Die Gemeinde Ilserheide erhielt 1954 einen eigenen Friedhof.

Die ältesten im Herbst 2007 aufgefundenen Grabsteine auf dem Lahder Friedhof sind:

Friederike Wilhelmine Nahrwold
geb. Meyer
geboren 27, August 1826
gestorben am 18. Februar 1847

Hier ruht in Gott
unser liebes unvergessliches Kind
Helene Nahrwold
geboren 2. August 1893
gestorben 10. Dezember 1899

Quellen: Soli Deo Gloria, 100 Jahre Kirche zu Lahde

 

Herausgeber: Ortsheimatpfleger Wilhelm Gerdes mit Unterstützung der Kulturgemeinschaft Lahde






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