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Die Lahder Klostermühle

Lahde einst und jetzt
von Wilhelm Gerdes
(Ausgabe 21, April 2007)

In der Geschichte unseres Dorfes hat die erste urkundliche Erwähnung mit der Schenkung eines Hofes in Lahde an das Bistum Minden durch Heinrich den Löwen einen besonderen Stellenwert. Auch Jahrzehnte später wird die Bedeutung Lahdes mit der Gründung eines Nonnenklosters wichtig. Stadtheimatpfleger Röttger hat in einem Vortrag im Herbst 2006 diese Bedeutung besonders hervorgehoben. Ich möchte in diesem Blättchen auf die Bedeutung der Klostermühle Lahde eingehen. Stützen möchte ich mich dabei auf die Ergebnisse der geschichtlichen Untersuchungen des Heimatforschers Dr. Großmann, Vlotho.

Von den vielen Mühlen, welche die Aue auf ihrem Weg vom mittleren Wesergebirge bis zu ihrer Mündung in die Weser treibt, ist die Lahder Mühle die letzte. Sie liegt nur 2,5km von ihrer Mündung entfernt. In früheren Jahrhunderten waren es sogar nur 300m. Denn damals floss ein Arm der Weser hart am Westrande von Lahde – unmittelbar hinter dem Lahder Krug- im heutigen Auebett. Dadurch erklärt sich auch der plötzliche Richtungswechsel der Aue nach Norden.

In dem Winkel zwischen dem alten Weserarm und der Aue liegt der alte Ortskern von Lahde. Er bildete ein Quadrat von etwa 400 m Seitenlänge, in dessen südöstlicher Ecke sich die Kirche erhebt. Dicht südlich davon liegt die Lahder Mühle, an der vorbei eine Brücke über die Aue in die Marsch führt, in der bis ins 17. Jahrhundert der Heckerhof lag. 1,5km südöstlich der Lahder Mühle liegt die Talmühle und weitere 400m oberhalb liegt die Rothe Mühle. Beide Mühlen liegen etwa 40m über dem Meeresspiegel, bei der Lahder Mühle sind es etwa 36m.

Während die höher gelegenen Mühlen, die aber inzwischen dem großen Mühlensterben zum Opfer gefallen sind, älter als die Lahder Mühle waren, verdankt diese dem 1265 gegründeten Nonnenkloster ihre Entstehung. In der Urkunde, durch die es der Bischof Kuno von Minden mit allerlei Grundbesitz ausstattete, ist nämlich von einem kleinen Fluss, der an der einen Seite des Dorfes fließt, die Rede. Eine Mühle gab es damals noch nicht dort, denn sonst wäre sie sicherlich erwähnt worden.

Die Nonnen hatten nach 1265 mit der Erbauung der Klostergebäude und auch der Mühle begonnen. Aber den Frieden, den sie sich im Kloster erhofften, fanden sie dort nicht. Sie hatten unter den adeligen Nachbarn, die dem Kloster seinen Besitz nicht gönnten, zu leiden. Und sogar das Nachbarkloster zu Loccum, das in und bei Lahde reiche Besitzungen und Rechte erworben hatte, gehörte ebenfalls zu den Gegnern. Bei diesen Streitigkeiten ging es besonders um die Aue, an der das Kloster Loccum die Talmühle besaß, die später aber dem Kloster Mariensee bei Neustadt am Rübenberge gehörte.

Bei dem Streit mit Loccum ging es auch um die Aue, über die in einem am 23. 06. 1292 abgeschlossenen Vergleich festgelegt wurde, dass das Eigentum über diese innerhalb des eingezäunten Klostergebietes diesem allein zustehe. Im Übrigen hätten beide Klöster gemeinsam das Recht, die Aue zu nutzen, sei es in der Fischerei und zu sonstigen Zwecken. Doch hätten die Vertreter des Nonnenklosters darauf zu achten, dass der Mühle, den Wiesen und Weiden der Loccumer Mühle durch Überschwemmung kein Schaden zugefügt würde. Sie hatten also bei Hochwasser dafür zu sorgen, dass das Schütz der Mühle rechtzeitig geöffnet wurde. Nachdem den Nonnen vom Grafen von Lippe eine neue ruhigere Heimstatt in Lemgo angeboten war, verkauften sie am 04. 02. 1306 den größten Teil ihres Lahder Besitzes an das Kloster Loccum für 1500 Mark Bremer Silbers. Damit wurde Loccum, das einen Verwalter und einige Laienbrüder nach Lahde abordnete, auch der Besitzer der Mühle. Von dem eigentlichen Kloster ist nichts mehr übrig geblieben. Doch erinnern heute noch zwei Flurnamen daran, das Mönkebruch und der Mönkegarten, östlich der Mühle gelegen, der eine Länge von etwa 170m und eine Breite von etwa 160 m hat. Viel Freude hat Loccum mit der Klostermühle nicht gehabt. Bei Überschwemmungen oder bei Wassermangel gab es stets Schwierigkeiten. Daher entschloss sich im Jahre 1357 der, mit der Verwaltung des Lahder Klosterhofes beauftragte Mönch Meyners, mit Mariensee über die Nutzung der Talmühle zu verhandeln. Es wurde ein umfangreicher Vertrag aufgesetzt mit dem Probst des Klosters Mariensee und zwei anderen Brüdern, wonach ihm, solange er lebe, diese Dahlmöhle überlassen werde. Denn die Klostermühle sei mit ihrem Zubehör und Mahlwerken so mangelhaft und baufällig, dass die Mehlversorgung nicht mehr gewährleistet sei. Er wolle die Talmühle in gutem Zustande erhalten, die nach seinem Tod wieder an Mariensee zurückfallen solle. Der Abt von Loccum billigte den Vertrag und befahl dem Bruder Meyners, dass er die Wasserrinne reinhalten und die Mühle und alles ,was dazu gehöre, in bestem Zustand halten solle, als ob es dem Kloster Loccum selbst gehöre.

Wir wissen nicht, wie lange dieser Zustand gedauert hat und wann die Klostermühle wieder instand gesetzt worden ist. Die nächsten Nachrichten stammen nämlich erst aus dem 17. Jahrhundert. Erst als die Regierung von Preußen, an das im Jahre 1648 mit dem Fürstentum Minden auch Lahde gefallen war, dazu überging, sich näher mit dem Mühlenwesen zu befassen, hören wir

auch wieder von der Lahder Klostermühle. Den dabei entstandenen Akten verdanken wir einen Vertrag, der zwischen dem Kloster Loccum und dem Doktor der Arznei Engering im Jahre 1628 abgeschlossen wurde und der sich auch mit der Mühle befasst. Es war damals die Zeit des dreißigjährigen Krieges, zehn Jahre waren schon vergangen und hatten die wilden Horden des Grafen von Mansfeld, des Grafen Tilly und des Königs von Dänemark auch in unsere Heimat gebracht. Die Einwohner mussten hohe Kriegssteuern aufbringen, und oft musste man die Offiziere bestechen, damit sie ihre Truppen vom Plündern abhielten.

Dadurch war auch das reiche Kloster Loccum in Geldschwierigkeiten gekommen und hatte sich von Johann Philipp Engering 1500 Taler geliehen, die es in den gefährlichen Kriegszeiten zum Besten des Klosters angewandt hatte. Die Vertreter des Klosters versprachen, die 1500 Taler jährlich mit 90 Talern, also mit 6% zu verzinsen. Zur Sicherung und als Unterpfand setzten sie die Klostermühle, die er falls das Kloster mit seinen Zahlungen im Rückstand bliebe, für sich nutzen oder auch andern überlassen könne. Fast ein ¾ Jahrhundert hat es gedauert, bis das Kloster in der Lage war, diese Schuldverschreibung einzulösen, die inzwischen auf dem Erbewege oder durch Abtretung in den Besitz des W.H. v. Danckelmann, eines Mitgliedes der Mindener Regierung gelangt war. Am 04. 10. 1701 quittierte er den Empfang der 1500 Taler und überlässt damit dem Kloster wiederum das Eigentum an der Mühle. Aber es dauerte nicht lange, da drohte der Mühle eine neue Gefahr. Der preußische Mühlenzwang besagte, dass nur noch staatliche Mühlen arbeiten durften. Doch weil die Mühle Ausländern gehörte – Kloster Loccum war hannoversch- konnte der Mühlenzwang nicht greifen.

1750 schließlich hat Justus Heinrich Homeier die Mühle zum Taxwert von 255 Talern gekauft, musste aber für den Betrieb jährlich 170 Taler Pacht bezahlen, die schließlich in der Zeit der napoleonischen Besetzung in Westfalen auf 295, 36 Franc festgesetzt wurde. Theodor Hinrich Claasen, der 1823 die Lahder Klostermühle erwarb, war der nächste Besitzer. In die Hände der Meyers kam die Mühle 1867, als Gottfried Meyer aus Minderheide die Mühle kaufte. Der Großvater des heutigen Besitzers nahm sie im Jahre 1871 in seinen Besitz. Drei Generationen der Meyers haben hier durch das Mahlen ihr Brot verdient. Karl Meyer übernahm die Mühle 1931 von seinem Vater.

Bis dahin wurde im hiesigen Bereich die einmalige Gelegenheit genutzt, mit zwei Mahlwerken gleichzeitig in einem Gebäude das Korn zu mahlen. Neben den Mahlgängen, die von der Windkraft angetrieben wurden, konnten im hinteren Teil der Mühle weitere Mahlsteine durch das Wasser der Aue angetrieben werden.

Jetzt ist die Mühle erneut in Gefahr. Das Müllerehepaar Meyer verstarb vor wenigen Jahren. Das Müllerhaus und die Mühle stehen verwaist. Die drei Müllerstöchter sind verheiratet und anderweitig beschäftigt. Sie schließen zwar regelmäßig morgens die Mühle auf und abends wieder ab, die Mühle wird ihnen zur Last. Es muss eine Lösung für diesen geschichtsträchtigen Ort gefunden werden. Vielleicht ist die Gründung eines Mühlenvereins von engagierten Lahder Einwohnern eine mögliche Lösung. Auch suchen die Archäologen eine Heimstatt für ihre in Lahde gemachten mittelalterlichen Funde. Die Lahder Mühle, im Mittelalter erbaut, wäre sicherlich ein geeigneter Standort für eine mittelalterliche Dauerausstellung. Restauration oder Café wären ein guter Anlaufpunkt für die vielen Radfahrer, die ihrem Ziel durch die Marsch folgen. So könnte man ein weiteres touristisches Highlight auf unserer Weserseite schaffen. Ich werde mich auf Ihre kritischen oder aufmunternden Meinungen freuen. Beteiligen Sie sich an diesen Überlegungen.

Herausgeber: Ortsheimatpfleger Wilhelm Gerdes mit Unterstützung der Kulturgemeinschaft Lahde






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