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Die letzte Fuhre der bahnamtlichen Rollfuhr W. Aumann

Lahde einst und jetzt
von Wilhelm Gerdes
(Ausgabe 3, Oktober 2002)

von linke: Frieda Berg (Bahnhofsgaststätte), H. Laux (Hausmeister Kaufhaus Becker),
Wilhelm Aumann (Bahnamtliche Rollfuhr), Elke Wrede (jetzt Kahde),
Ulla Bredemeier (jetzt Schmidt-Priem)

Dieses Foto ist am 01.02.1963 entstanden. Es zeigt die letzte Fuhre der bahnamtlichen Rollfuhr Wilhelm Aumann, eine Fuhre Cocktail-Sessel für die Firma Kaufhaus Becker. Einigen von Ihnen wird dieses damals alltägliche Bild noch in den Köpfen sein.

Wie an jedem Morgen hatte auch dieses Mal Ella, die Stute von Wilhelm Aumann, vor der Bahnhofsgaststätte in Lahde wie selbstverständlich von selbst auf ihrem Weg zum Ziel angehalten. Es waren kein BRRRR oder Zügelziehen notwendig, um sie dazu zu bewegen. Wie immer ging der Kutscher in die Kneipe, holte seine Zigarre und trank einen Wacholder.

Zur Vorgeschichte:
Wilhelm Aumann, geb. 1901 in Quetzen auf Boltenhof heiratete ein in Lahde bei Johanna Drewes, heute Mönkegarten 2. Eine damals die Menschen ernährende Landwirtschaft mit 25 Morgen Land rund um Lahde verstreut sorgte für das Einkommen. Mit Wachsen der Wirtschaft und dem Entstehen neuer Geschäfte in Lahde wurde von der Reichsbahn eine Transportmöglichkeit von Waren aller Art vom Bahnhof in das Dorf gesucht. Wilhelm Aumann schloss 1931 den Vertrag, diese Aufgabe zu

übernehmen. 32 Jahre lang hat er diese Aufgabe pflichtbewusst wahrgenommen. Morgens wurde das Vieh versorgt, ab 9:00 Uhr – der Zug war abgefertigt – fuhr Wilhelm Aumann zum Bahnhof, um die angekommenen Waren bis Mittag auszuliefern. Am Nachmittag wartete die Landwirtschaft auf ihn. Besonders die Tage mit Heu- oder Kornschnitt bei wechselndem Wetter bereiteten ihm häufig Stress und er wurde dann nervös. Gelegentlich musste seine Tochter Liesel ihm beim Austragen kleinerer Pakete helfen.

Als das Kraftwerk Hayden im Bau war, waren die Transporte besonders schwierig. Schwere Maschinenteile und Eisen mussten aufgeladen, bewegt und an Ort und Stelle wieder abgeladen werden.

Ein halbes Leben lang diese schwere Arbeit zu verrichten, hinterließ seine Spuren. 1963 musste Wilhelm Aumann aus gesundheitlichen Gründen sie aufgeben. Sein Nachfolger wurde Fritz Sackhoff.

Wie beliebt Wilhelm Aumann im Dorf auf seiner täglichen Runde war, zeigt ein Gedicht des damaligen Bahnhofvorstehers H. Dohrmann.

Am 01.02.1963 waren 32 Jahre verflossen,
als die Deutsche Reichsbahngesellschaft mit Aumann den Vertrag geschlossen.

Seit diesen vielen Jahren
kam Vater Aumann tagtäglich zum Bahnhof gefahren.
Mit der guten Ella vor dem Wagen
kam er pünktlich die Straße entlang, an allen Tagen.
Am Güterschuppen stand Ella manche Stunde,
bevor er mit beladenem Wagen begann die Runde.
Bei Bakemeier stand die Ella von ganz alleine still,
denn sie wußte, was Onkel Wilhelm hier will.
Mancher gute Tropfen Wacholder und Bier
wurde dann getrunken hier.

Beim Kraftwerksbau war es für ihn und Ella manchmal eine Plage.
Gottseidank, es gab auch bessere Tage.
Das Geld war von fernen Firmen einzutreiben
und dies zu bekommen, mußte Dohrmann dann schreiben.
Mit den Herren Manthey, Seybold und Hein
klappte das ganz wunderbar und fein.
Viel schweres Eisen mußte Vater Aumann transportieren
und sich nachher mit geknickten Rippen auszukurieren.

Nun ist die ganze Hetze mit einem Mal vorbei.
Ella ist verkauft, und heimlich wünscht er sie sich wieder herbei.
Doch mußte er nun einen guten Nachfolger finden,
und er dachte, soll sich Fritz Sackhoff weiter damit schinden.

Solange, wie wir noch beim Bahnhof Lahde Dienst verrichten,
wollen wir Vater Aumann nicht vergessen und auf ihn nicht verzichten.
Wir werden uns noch manches Mal begegnen,
und Gott soll ihn segnen,
noch viele frohe und gesunde Tage
nach der langen Arbeitsplage
seinen ihm am Lebensabend beschieden
im Kreise seiner Lieben!

Bekannt war Wilhelm Aumanns Zuneigung zu den jungen Menschen des Dorfes. Selten saß er allein auf dem Kutschbock. Besonders Karl Ludwig Gäbel und ihn verband eine tiefe Verbundenheit. Nicht vergessen ist seine Hilfsbereitschaft. Schüler des Gymnasiums Petershagen lud er in seinen Schlitten und fuhr sie über die zugefrorene Weser. Dabei lagen heiße Steine im Schlitten, um sich zu wärmen. Das arbeitsreiche Leben ging 1977 zu Ende.

2002 bekam ich von Frau Friedel Otto, Friller Str. das nachfolgende Gesicht mit der Bitte um Veröffentlichung überreicht.

Ella un ühre Mutterpflicht

In Lohe gaf et vor Joahrn ook einen Spediteur,
die täglich noah dän Boahnhoff  föhr.
Hei hoalde Fracht af die mit die Boahn ankamm,
die hoaide hei af mit sienen Gespann,

Wat gehörde nu tau siener Spedition?
en Rullwoagen mit Ploane und Ella, dat Perd als besonnere Attraktion.
Ella was ne treue Stute von ganz besonneren Format,
eines Doages moakede sei ühren Weg dür Loahe up ühre Oart.
Gie möt weeten:
Af un tau heilt sei ook bie Bergs Mutter an
un täubede dor mit ührem Gespann
bet Wilhelm, ühr Fuhrmann sienen Korn oder Schwatten vertiert,
doanah güng et füdder – Wilhelm un sein Perd.

Einmoal woll Wilhelm sienen Woagen bestiegen –
nu, ik kann et einfach nich verschwiegen –
dor was hei uter sich, joa ganz empört:
„Wo is mien Woagen, wo is Ella? Is sei einfach oahne mie wegeführt?“

Bie Bergs Mutter har et etwas länger wurt,
schließlich draup man düssen un jenen ut dän Oart.
Wilhelm har, dat mott man weeten,
Ella un ühre Pflichten als Stute ganz vergeeten.
Sei har nämlich eest vor korten e foahlt.
Kreg sei ook  ühre Leistung gaut betoalt
mit guer Pläge, Fräten un Drinken,
mit einem mol wurd Ella dreben van ühren Instinkten.

Ganz alleene tog sei dürt Dorp noah Hues hentau,
dor täubede all Henny, van Wilhelm die Frau.
In`n Huse könn man nich begriepen, wat dor passiert.
Eest als Wilhelm tau Faute is anneschlürt,
dor kamm des Rätsels Lösung an`t Doageslicht:
Ella wurd e dreben von ührer Mutterpflicht.

Wir leben nicht in der Vergangenheit sondern in der Gegenwart. Die Deutsche Bahn baut endlich den Bahnsteig aus. Dazu der nachfolgende Maßnahmenkatalog und die Kostenaufstellung:

Bahnsteig in Petershagen-Lahde wird modernisiert
Einstiegskomfort wird erheblich verbessert – Investition von knapp 500.000 Euro

(Düsseldorf, 19.08.2002) Bis zum 28.09.2002 erneuert die Deutsche Bahn AG die Bahnsteiganlage in Petershagen-Lahde. Die Arbeiten finden jeweils in den Nachtstunden zwischen 19:00 Uhr und 6:00 Uhr statt. Durch die Bauarbeiten lassen sich aufkommende Lärmbelästigungen nicht immer vermeiden.

Der jetzige Bahnsteig mit einer Länge von 110 Metern und einer Bahnsteighöhe von 38 cm wird auf 150 Meter verlängert. Die neue Bahnsteighöhe beträgt dann 76 cm. Somit ist ein niveaugleicher Zugang zu den Zügen wie aber auch zur Park&Ride-Anlage gewährleistet. Dieses werden besonders mobilitätseingeschränkte Reisende sowie Fahrgäste mit Kinderwagen und Fahrrädern begrüßen.

Zusätzlich zum bereits vorhandenen DB PlusPunkt wird der zur Expo 2000 reaktivierte Bahnhof mit einem neuen Wegeleitsystem, Lautsprecher, Fahrplanvitrinen, Funkuhr und Abfallbehälter ausgestattet. Mit der Fertigstellung des Bahnsteiges wird eine Notruf- und Inforufsäule am DB PlusPunkt geschaltet.

Bis Ende September werden knapp 500.000 Euro für den dann behindertengerechten Bahnhof Petershagen-Lahde investiert.

Manfred Ziegerath
Stellv. Pressesprecher NRW

Herausgegeben: Deutsche Bahn AG
Kommunikation, Potsdamer Platz 2. 10785 Berlin
Verantwortlich: Dieter Hünerkoch

Herausgeber: Ortsheimatpfleger Wilhelm Gerdes mit Unterstützung der Kulturgemeinschaft Lahde

 






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