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Kindergärten in Lahde

Lahde einst und jetzt
von Wilhelm Gerdes
(Ausgabe 30, Juli 2009)

m Trubel der täglichen Ereignisse werden oft Begebenheiten vergessen, an die man sich erinnern sollte, weil viele von Ihnen direkt oder indirekt davon betroffen waren. Vor einigen Tagen bekam ich den beruflichen Nachlass von Frau Irmgard Raabe, der langjährigen Kindergartenleiterin des evangelischen Kindergartens Lahde überreicht. Bei der Recherche nach den Kindergärten vor dem, 1956 neu errichteten am Bultweg, stieß ich auf diese beiden:

Dieser zuerst genannte Kindergarten stand Unterm Berge. Er wurde in der Polenzeit abgebrannt.

Später war der Kindergarten im Hause M. Heinz Bahnhofstr. 26 untergebracht. Heute ein Privathaus. Davor war es ein öffentliches Gebäude. Nach dem Umbau nicht mehr erkennbar. Leider ist kein Foto auffindbar.

Im Juni 1956 wurde der neue evangelische Kindergarten am Bultweg eingeweiht. Dazu schreibt das Mindener Tageblatt:

Die Errichtung von Kindergärten durch die evangelischen Kirchengemeinden geschieht weil die Kinder, die hier betreut werden, getauft sind. In der heiligen Taufe hat der lebendige Gott seine Hand auf diese Kinder gelegt. Sie sind somit sein Eigentum geworden. Er will, dass wir ihm diese Kinder zuführen, und dazu sollen die Kindergärten mithelfen. So sagte Superintendent Hevendenhl am Sonnabendnachmittag bei der Einweihung des Kindergartens der evangelischen Kirchengemeinde Lahde. An der Feierstunde nahmen zahlreiche Ehrengäste, u.a. Landrat Wehking, Amtsdirektor Rahlmeier, Kreisoberinspektor Lorenz, Bürgermeister Lange, Mitglieder des Presbyteriums und des Rates der Gemeinde Lahde sowie das Lehrerkollegium teil.

Der Kindergarten darf ein Muster für spätere ähnliche Bauten im Kreisgebiet sein. Unter der Leitung von Architekt Wiethüchter, Bielefeld, ist im Lieblichen Tal ein Gebäude entstanden, bei der neueste Kenntnisse und Erfahrungen beim Bau von Kindergärten verwirklicht worden sind. Der betont niedrig gehaltene Dachstuhl schafft die Voraussetzung für die Gestaltung der Räume, die den verschiedenen Altersgruppen angepasst sind. Es ist an alles gedacht.

Zweckmäßige Spiel- und Tagesräume, moderne Toilettenanlagen und Badeeinrichtungen. Der große Spielsaal ist mit schallschluckenden Platten versehen, so dass kein größerer Lärm entsteht. Besonders hervorzuheben ist auch die Farbabstimmung in den einzelnen Räumen. Bei Regen ermöglicht eine überdachte Spielhalle mit Sandkästen den Aufenthalt im Freien. Die Bauweise ist so erfolgt, dass mühelos der Plan ein Jugendheim und eine Schwesternstation anzubauen, verwirklicht werden kann. Die Finanzierung des Bauvorhabens – mit der Errichtung werden etwa 100.000 DM erforderlich- geschieht im wesentlichen durch Zuschüsse des Landes- und des Kreisjugendamtes, der inneren Mission und des Kreissynodalverbandes. Der Rat der Gemeinde Lahde hat beschlossen, monatlich für die Unterhaltung des Kindergartens 300 DM beizusteuern.

Als Leiterin ist die staatlich geprüfte Kindergärtnerin Fräulein Susanne Kraft vorgesehen. Am Mittwoch soll der Kindergarten mit 60 Kindern praktisch die Arbeit beginnen.

Die Feier begann mit einem Vorspiel der Posaunen und mit dem Lied des Chores. Dann übergab Architekt Wiethüchter die Schlüssel an Pastor Georges. Daran schloss sich eine Besichtigung an.

Im Gemeindehaus entbot später Pastor Georges allen den Willkommensgruß. Vom Landeskirchenamt war ein Glückwunschschreiben eingegangen. Superintendent Hevendehl überbrachte die Glück- und Segenswünsche des Kirchenkreises Minden und der Gemeinde Lahde. Er legte seinen Gedanken das Bibelwort zugrunde: „Mit deinem Mund hast du es geredet und mit deiner Hand hast du es erfüllt“. Habe man erst daran gedacht, in der Gemeinde Bierde ein evangelisches Gemeindezentrum zu schaffen, um der ausgedehnten Gemeinde besser dienen zu können, habe man sich doch entschlossen, in Lahde diesen Kindergarten zu errichten, denn dem Verlangen der Gemeinde nach einem Kindergarten habe sich die Kirchengemeinde nicht verschließen können. Die Finanzierung sei nicht leicht gewesen. Mit dem Wunsche, dass dieses Haus eine Stätte des Segens werden möge, schloss der Superintendent seine Ausführungen.

Die Grüße des Landkreises Minden und des OKD überbrachte Landrat Wehking. Er hob die Gediegenheit, die Schönheit und die Zweckmäßigkeit dieses Hauses hervor, in dem die Kinder sich wohlfühlen und durch das die Mütter großer Sorgen enthoben werden.

Amtsdirektor Rahlmeier zeigte sich von dem neuen Werk sehr beeindruckt und betonte das gute Übereinkommen zwischen der politischen und der kirchlichen Gemeinde, als es darum ging, Finanzierung und Unterhaltung des Kindergartens zu regeln.

Für das Lehrerkollegium sprach Lehrer Röttger. Hier sei eine soziale Tat geschehen, die ihresgleichen suche. Abschließend gab Pastor Georges noch einmal einen Bericht über die Vorgeschichte des Baues.

Frau Susanne Kraft blieb 5 Jahre lang die Leiterin des Kindergartens Lahde. Jährlich verfasste sie einen handgeschriebenen Tätigkeitsbericht. Die ersten Jahre waren geprägt von dem, sich gegenseitig kennen lernen, die Mitarbeit der Mütter zu gewinnen und die Ausstattung des Kindergarten durch veranstaltete Tombolas zu vervollkommnen. 1961 verließ Frau Kraft den Lahder Kindergarten, um ein Studium für Sozialarbeit zu beginnen.

Die Kirchengemeinde Lahde übertrug das Amt der Leiterin dann an Frau Irmgard Raabe. Sie hatte ihre Ausbildung staatlich abgelegt und war zunächst in einer kinderreichen Pastorenfamilie im Harz beschäftigt. Dort wurde ihr dann auch die Leitung des örtlichen Kindergartens übertragen. In Lahde arbeitete sie bis 1983, zuletzt als stellvertretende Leiterin in der KiTaLa Lahde. Dort wurde sie dann in den Ruhestand verabschiedet. Der Kindergarten Lahde ist heute das Domizil der anonymen Alkoholiker Petershagen.

Foto vom Ehepaar Georges (links) und Familie Kraft nach der Schlüsselübergabe

 
 

Herausgeber: Ortsheimatpfleger Wilhelm Gerdes mit Unterstützung der Kulturgemeinschaft Lahde






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