Das Lahder Kloster
(1265 – 1306)
Wussten Sie, dass es in Lahde vor über 750 Jahren ein Dominikanerinnenkloster gab? Heute ist das Wissen um den segensreichen Dienst der Nonnen weitgehend in Vergessenheit geraten. Nur der Flurname „Mönkegarten“ deutet noch darauf hin, wo das Kloster einst stand. Die oben gezeigte Karte wurde anhand alter Urkunden, Feldregister und Handskizzen aus dem 17. und 18. Jahrhundert erstellt. Sie zeigt die Situation in unserer Heimat um das Jahr 1400 und ist die einzige grafische Überlieferung, die einen Hinweis auf die ungefähre Lage des damaligen Klosters gibt.
Der Dominikanerorden wurde zu Beginn des 13. Jahrhunderts in Südfrankreich gegründet und erlangte durch seine Nähe zur Bevölkerung hohes Ansehen. Bereits um 1234 entstand in Minden ein Dominikanerkloster.
Wedekind III. kam dem Wunsch der Mindener Dominikanermönche Otto von Hoya und Johannes Weise nach, ein neues Kloster zu gründen. Bis das gesamte Paket der Güter für die Dotierung des Klosters Lahde geschnürt war, sollte es noch bis zum 28. August 1268 dauern. In einer feierlichen Zeremonie unterzeichnet Wedekind III. vom Berge die Stiftungsurkunde. Hierin übertrug Wedekind dem Kloster neben dem Patronatsrecht, zwei große Häuser, mit dem im Ort üblichen Zehnten, sowie dem Zehnten und Grundbesitz in Loh und Bierde.
Unter dem Schutz ihres Stifters entwickelte sich das Lahder Kloster zunächst gut. Die Nonnen erwarben durch harte Arbeit und geschickte Verhandlungen schnell große Landstriche, auch über die Gemarkung Lahde hinaus. Ihr Grundbesitz soll zeitweise zwischen 480 und 860 Morgen betragen haben. Doch mit dem Tod des Stifters begann auch wieder der Niedergang. Seine Nachkommen wollten die Stiftung rückgängig machen, da sie sich ihres Erbes beraubt sahen. Unterstützung fanden sie im Kloster Loccum, das den Lahder Nonnen ihren Besitz neidete und sich mit den erfolgreichen Nachbarn nicht abfinden wollte. Es folgte eine Zeit der Drangsalierung und Brandschatzung, die das Kloster in die Verschuldung trieb.
Trotz aller Bemühungen der Nonnen und der Unterstützung durch die Mindener Dominikaner konnten die fortwährenden Verluste nicht ausgeglichen werden. So begann die Phase des Umdenkens.
Am 6. September 1306 war der traurige Tag des Abschieds in Lahde. Die Tore des Klosters öffneten sich ein letztes Mal und ein beachtlicher Tross von 39 Ordensschwestern samt Gepäck, Laienpersonal, Familienangehörigen und Begleitschutz setzte sich in Bewegung. Der Abschied wird auch in der Lahder Bevölkerung nicht ohne Tränen gewesen sein.
Für das verlassene Kloster in Lahde begann eine neue Ära. Die Loccumer Mönche übernahmen die Ländereien und bauten das Nonnenkloster zu einem Zweigkloster um, dessen Leitung einem Hofmeister übertragen wurde.
Der kirchliche Dienst im Kloster wurde im Laufe der Zeit gänzlich eingestellt. Aus dem einstigen Zweigkloster in Lahde wurde recht schnell in rein wirtschaftlich genutzter Klosterhof. Ein Sammelpunkt für alle Abgaben, die von den Bauern der umliegenden Dörfer an das Kloster Loccum zu entrichten waren.
Um 1470 war der Betrieb jedoch so groß geworden, dass er kaum noch von einem Hof alleine verwaltet werden konnte. Der Grundbesitz wurde auf fünf Höfe aufgeteilt, wobei der ursprüngliche Klosterhof der größte blieb. Doch auch nach dieser Neuordnung fanden keine friedlicheren Zeiten Einzug. Die Landbevölkerung litt unter hohen Abgaben, und das Leben der Geistlichen war oft ausschweifend. Solche Missstände führten im Laufe der Zeit unweigerlich zur Reformationsbewegung, die in Lahde jedoch ruhig und besonnen verlief.
Als der Dreißigjährige Krieg ausbrach, wurde die gesamte Region schwer getroffen. Der Klosterhof in Lahde verfiel zusehends, bis er schließlich 1639 von Johann Philipp Engering aus Döhren erworben wurde. Engering ließ die Gebäude jedoch nicht am ursprünglichen Standort wiederaufbauen, sondern errichtete es in der Lahder Marsch auf einem Flurstück, das früher „Auf dem Werder“ hieß. Später erhielt der Hof auf dem Werder durch die Einheirat von Conrad Hecker der Beinamen Heckerhof.
Die Ländereien auf dem Mönkegarten wurden im Laufe der Zeit veräußert und bestehen noch heute größtenteils aus Gartenland. Heute erinnert nur noch der Flurname „Mönkegarten“ an die dramatischen Ereignisse östlich der Lahder Kirche.
Eine ausführliche Dokumentation finden Sie hier:
Quellennachweis und weitergehende Informationen zum Thema:
1. Lahde einst und jetzt, Festschrift zur 800-Jahr-Feier der Gemeinde
1968, Gemeinde Lahde (Buch)
2. Das Dominikanerinnen Kloster Lahde
2021, Jürgen Nahrwold ( www.lahde-weser.de/das-dominikanerinnen-
kloster-lahde/ )
3. Private Recherchen
2018-2024, Heinrich Rodenbeck, Jürgen Nahrwold