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Lahde 34
(Lahder Krug)

Karte aus dem Jahr 1828

Der Spruchbalken über dem Eingang weiß noch viel zu berichten aus den ersten Jahren des Lahder Krugs. Nicht nur die Jahreszahl, 1558, sondern auch der Text ist noch heute bemerkenswert:

Duit is der Welt Laf. Ik do di got du doeist mi qual.
Ik hebe di up du werpest mi neder Ik erre di, du schildest mi weder.
AD1558.

übersetzt:
„Dies ist der Welt Lauf. Ich tu dir Gutes, du tust mir Qual.
Ich hebe dich auf, du wirfst mich nieder; ich ehre dich, du schildest mich wieder.“

Diese zutiefst resignierten und zugleich jedoch sehr weitsichtigen Worte sind für einen ländlichen Spruchbalken sehr untypisch. Die bürgerlichen Bauherren verwendeten damals eher einen geistlichen Spruch, mit dem sie für ihre Familie und ihr Haus den göttlichen Beistand erhofften. Der Spruchbalken am Lahder Krug spricht jedoch nicht die göttliche Obrigkeit an, sondern er ist eher als Mahnung, oder Rechtfertigung in der damaligen Zeit zu verstehen.

Das 16. und 17. Jahrhundert war geprägt von Kriegen und Unruhen. Zahlreiche weltliche und religiöse Auseinandersetzungen forderten immer wieder ihren Kriegstribut. Die Landbevölkerung hoffte, diese Kriegswirren einigermaßen unbeschadet zu überstehen. Im Petershäger Schloss residierten zu der Zeit die Bischöfe Franz I. und sein Nachfolger Franz II. Beide führten ein zügelloses Leben und die Schuldenlast des Bistums stieg unaufhaltsam. Die ungezügelte Streitbarkeit von Franz II. kennzeichnete ihn eher als fehdelustigen Ritter und weniger als ein besonnenen Kirchenfürst.

Erst mit seinem Nachfolger, Bischof Georg, kehrte wieder etwas Ruhe ein. Er hielt sich aus kriegerischen Auseinandersetzungen heraus und versuchte das Land zu befrieden. Zwischen Petershagen und Lahde ließ er eine neue Brücke bauen, um so den Warentransport und den Handel zu verbessern. In diesem Zusammenhang ist es denkbar, dass er zur Finanzierung der Baukosten im heutigen Lahder Krug eine Zollstelle einrichten ließ. Ob damit auch der Grundstein des heutigen Lahder Krugs gelegt wurde, lässt sich jedoch nicht belegen. Allerdings würde sich so die Weitsichtigkeit des Spruchbalkens erklären.

Über dem Doppelfenster befindet sich noch eine zweite Jahreszahl, die auf Veränderungen im Jahre 1596 hindeuten. 42 Jahre nach der Grundsteinlegung kam es vermutlich zu einem größeren Umbau. Die hölzerne Weserbrücke musste wenige Jahre nach ihrer Errichtung wieder aufgegeben werden, da sie mehrmals bei schwerem Eisgang zerstört wurde. Vielleicht entfiel damit auch der Wegezoll und das einstige Zollhaus wechselte seinen Besitzer.

Vielleicht entstand hier bereits im Jahre 1596 eine Gastwirtschaft, denn die besondere Lage direkt am Ortsausgang Richtung Minden sorgte für zahlreiche Kundschaft. Auch bei den Schlüsselburger Bocktreibern war der Lahder Klug sehr beliebt, die an der Weser ihre Lastkähne anlegten und hier ihr Abendmahl einnahmen.

Die Gastfreundlichkeit im Krug war weithin bekannt, auch für die mitgebrachten Pferde stand ein langer Stall zur Verfügung, in dem die Tiere untergestellt werden konnten.

Im Jahre 1924 konnte Wilhelm Schlechte seinen Gästen eine Besonderheit bieten. Auf der Funkausstellung in Berlin erwarb er die erste Rundfunklizenz für Lahde. Fortan konnten seine Gäste erstmals das Geschehen in der ganzen Welt verfolgen.

In den 1950er Jahren nahm der Wiederaufbau allmählich Fahrt auf. Der Kraftwerksbau sorgte für den nötigen Aufschwung. Durch die vielen auswärtigen Bauarbeiter und Monteure entstand ein steigender Bedarf an Übernachtungsmöglichkeiten. Im Jahre 1953 wurde der reine Schankbetrieb mit Übernachtungsmöglichkeiten in Fremdenzimmern erweitert. Im Jahr darauf folgte der Anbau eine kleinen Saals, in dem nun auch Feierlichkeiten jeder Art ausgerichtet werden konnten.

Im Laufe der Jahre folgten noch weitere Modernisierungen und Anbauten, wie eine Kegelbahn oder auch einem Wintergarten. So ist der Lahder Krug noch heute eine angesehene Adresse, wenn es um Gastfreundlichkeit und gutes Essen geht.

Eine ausführliche Dokumentation finden Sie hier:

Quellennachweis und weitergehende Informationen zum Thema:

1. Lahde einst und jetzt, Festschrift zur 800-Jahr-Feier der Gemeinde
    1968, Gemeinde Lahde (Buch)
2. Rückblick zum 75jährigen Geschäftsjubiläum der Familie Schlechte im „Lahder Krug“
    1994, Familie Schlechte
3. Aus der Geschichte der Lahder Meyerhöfe und des „Lahder Krugs“
    1971, Wilhelm Brepohl
4. Private Recherchen
    2018-2024, Heinrich Rodenbeck, Jürgen Nahrwold






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