Lahde 50
(Küsterhaus)


Hier, gegenüber der Kirche, stand bis in die 1980er Jahre das Küsterhaus, ein schönes und gut erhaltenes Fachwerkgebäude. Über der Eingangstür mahnte der Spruch „Der Eltern Erbe halt in Ehren“. Leider musste das idyllische Gebäude der heutigen Bebauung weichen.
Das für unsere Region typische Fachwerkhaus, das auf dem Foto zu sehen ist, wurde um 1740 erbaut. Allerdings gab es bereits lange zuvor ein Küsterhaus in Lahde. Der erste Hinweis darauf findet sich in der Bestandsaufnahme des Fürstentums Minden (Visitationsprotokoll) nach dem Dreißigjährigen Krieg im Jahr 1650. Hier wird erwähnt, dass sich das Küsterhaus nach den Kriegswirren in einem sehr schlechten Zustand befand.
Gerade den Älteren unter uns wird der Name „Helle“ noch bekannt sein, eine Pfarrerfamilie, die über viele Jahrhunderte in Lahde lebte. Der erste Namensträger in unserer Heimat war Burkhard Helle, der 1686 in Lahde seinen segensreichen Dienst als Pfarrer antrat. Er stammte aus einer alten Pfarrersfamilie und wurde 1645 geboren. Bereits sein Vater und Großvater waren Pfarrer im benachbarten Niedersachsen. Nach seinem Tod im Jahr 1721 übernahm sein Sohn Anton Heinrich Helle die Pfarrstelle in Lahde. Allerdings war ihm kein langes Leben beschieden, denn bereits im August 1733 verstarb er im Alter von nur 41 Jahren.
Der neue Pfarrer bezog standesgemäß das Pfarrhaus, sodass die Witwe mit ihrem Sohn dem Nachfolger ihres Mannes Platz machen musste.
Die Geschichte des Küsterhauses beginnt vermutlich um 1740. Der Sohn des früh verstorbenen Pfarrers, Martin Helle, konnte wahrscheinlich aus Geldmangel kein Theologiestudium absolvieren. Er blieb in Lahde, übernahm den Küsterdienst in der Gemeinde und baute vermutlich das „Küsterhaus“. Zu seinen Aufgaben gehörte alles, was zur Instandhaltung der Kirche notwendig war.
Ob Martin Helle auch als Schullehrer in Lahde tätig war, ist nicht bekannt. Sein Sohn, Dietrich Heinrich Helle, folgte ihm in seinem Beruf. Von Dietrich ist bekannt, dass er zugleich Küster, Organist und Schullehrer in Lahde war.
Mit dem Enkelsohn Anton Ludwig Helle, der 1802 geboren wurde, endete zunächst die Küsterei auf dieser Stätte. Im Kirchenbuch wird er als Colon bezeichnet, was bedeutet, dass er eine kleine Landwirtschaft betrieb. Das Küsterhaus blieb im Familienbesitz bis zur letztlebenden Erbin Anna Helle.
Ihre Ehe mit Martin Dreier blieb jedoch kinderlos. Beide blieben bis zu ihrem Tod auf der Stätte; Anna starb 1965, und ein paar Jahre später folgte ihr Martin.
Wenige Jahre später, 1967, wurde das Anwesen verkauft, bevor es in den 1980er Jahren abgerissen wurde.
Eine ausführliche Dokumentation finden Sie hier:
Fotogalerie
Quellennachweis und weitergehende Informationen zum Thema:
1. Lahde einst und jetzt, Festschrift zur 800-Jahr-Feier der Gemeinde
1968, Gemeinde Lahde (Buch)
2. Gemeinderatsprotokolle Lahde, 1846-1886
Stadtarchiv Petershagen
3. Lahder Kirchenchronik, 1857-1898
Stadtarchiv Petershagen
4. Die Kirchenvisitationsprotokolle des Fürstentums Minden von 1650
Veröffentlichungen der historischen Kommission für Westfalen
5. Private Recherchen
2018-2024, Heinrich Rodenbeck, Jürgen Nahrwold