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Die Klostermühle erhält ihre Flügel

Die Klostermühle erhält ihre Flügel

Ereignis-Datum: 14. August 1879

Die Lahder Klostermühle kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Sie wurde im 13. Jahrhundert vom Kloster Lahde als eine Wassermühle erbaut. Erst im Jahr 1879 wurde sie zu einer kombinierten Wind-Wasser-Mühle umgebaut. Noch heute ist die Klostermühle ein bekanntes touristisches Wahrzeichen von Lahde.

Über das genaue Baujahr der Lahder Klostermühle liegen heute leider keine urkundlichen Berichte mehr vor. Bekannt ist, dass sie von den dominikanischen Nonnen erbaut, bzw. in Auftrag gegeben wurde. Dieses wird vermutlich recht kurz nach der Klostergründung 1265 erfolgt sein, da eine Mühle seinerzeit als lebensnotwendige Ausstattung zu einem Kloster gehörte. Schließlich musste das Zehntkorn, die Abgabe der zugehörigen Bauern gemahlen werden, damit der tägliche Unterhalt der Bevölkerung und im Kloster gesichert wurde.

Die erste, heute noch vorhandene Urkunde geht auf das Jahr 1292 zurück, in der den Nonnen eine übermäßige Anstauung der Aue untersagt wurde. Mit dem Verkauf des Lahder Klosters an die Zisterziensermönche in Loccum gelangte auch die Klostermühle in deren Besitz. Allerdings werden die Loccumer Mönche nicht viel Wert auf ihre Mühle in Lahde gelegt haben. Denn schon 1357 beklagt sich der Verwalter des Klosterhofes zu Lahde, Mönch Meyners, über den schlechten Zustand der Mühle.

Um dennoch eine regelmäßige Mehlversorgung sicherzustellen, bat er den Probst des Klosters Mariensee, ihm die Dallmöhle (Talmühle) zu überlassen. Meyners wollte, solange er lebe, die Dallmöhle, die südlich des Klosterhofes lag, betreiben und in einem guten Zustand halten. Denn die Klostermühle sei mit ihrem Zubehör und Mühlwerk sehr mangelhaft und baufällig. Nach seinem Tode sollte das Kloster Mariensee die Mühle wieder zurückbekommen. Der Abt von Loccum billigte diesen Vertrag und befahl dem Bruder Meyners, dass er die Wasserrinne reinhalten und die Mühle und alles, was dazu gehöre in bestem Zustande halten solle, als ob dem Kloster Lokkum die selbige gehöre. Heute wissen wir jedoch nicht, wie lange Meyners die Talmühle als Ersatz für die Klostermühle verwaltet hat und wann die Klostermühle wieder in Stand gesetzt wurde.

Eine weitere, heute noch bekannte urkundliche Erwähnung der Mühle stammt aus dem Jahr 1628. Es war die harte Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Schon mehrmals waren die verfeindeten Truppen plündernd durch Lahde gezogen und haben große Zerstörungen hinterlassen. Auch das sonst so reiche Loccumer Kloster kam in Schieflage und musste sich Geld leihen. Die besagte Urkunde aus dem Jahr 1628 enthält einen Vertrag zwischen dem Klosters Loccum mit dem Doktor der Arznei, Herrn Johann Philipp Engering. Dieser lieh dem Kloster damals 1500 Thaler mit einer Verzinsung von 6%. Als Sicherheit wurde die Lahder Klostermühle eingesetzt, die der Gläubiger nach eigenem Ermessen nutzen oder anderen überlassen durfte. Es sollte dann noch 73 Jahre dauern, bis das Kloster Loccum in der Lage war, diese Schuldverschreibung einzulösen.
Die nächste einschneidende Veränderung kam mit dem „Mühlenzwang von 1720. Der Preußische König Friedrich Wilhelm I., der für den Aufbau der Armee viel Geld nötigte, wollte nun, das ihm zustehende Mühlenrecht selbst ausüben. So eröffnete sich ihm eine neue Einnahmequelle. In Zukunft sollte es nur noch königlich preußische Mühlen geben, die an ehrbare Müller verpachtet werden sollten. Die Bauern wurden durch den sogenannten Mühlenzwang verpflichtet, nur auf diesen Mühlen ihr Korn mahlen zu lassen. Dieses betraf jedoch nur eine der drei Lahder Mühlen, der Rothen Mühle. Ihr wurden die Ortschaften Gorspen-Vahlsen, Lahde, Raderhorst, Quetzen, Bierde und Frille und Wietersheim zugeteilt.

Die beiden übrigen Mühlen waren nicht in klösterlichem Besitz und standen somit nicht im Zugriff des preußischen Staates. Auch wenn sie bei der Verteilung der Einzugsgebiete nicht berücksichtigt wurden, fehlte es der Talmühle und der Klostermühle nicht an Mahlgästen. Das Kloster Loccum hatte eine Reihe von leibeigenen Höfen in Lahde und Bierde, zuzüglich der Meierhöfe, die ihr Korn nun vorrangig in der Klostermühle mahlen ließen.

Nach dem Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1763) änderte sich die Situation wieder gravierend. Der Mühlenzwang war aufgehoben und so wurden viele Mühlen verkauft. Das Kloster Loccum hatte diesen Schritt bereits 1750 vollzogen. Loccum verkaufte seine Lahder Klostermühle an Justus Heinrich Hohmeier, der die Mühle nach dem Taxwert mit 225 Talern bezahlte. Das war nicht viel, die preußischen Mühlen, die ein Jahrzehnt später versteigert wurden, waren wesentlich teurer.

Im Jahr 1867 wird Gottlieb Meyer Nr. 21 aus „Minderheide“ als neuer Besitzer der Mühle genannt. Er war jung und hatte ehrgeizige Ziele. Doch schon 3 Jahre später musste der neue Besitzer einen Rückschlag hinnehmen. Die Wassermühle viel einem Brand zum Opfer. Durch die Beschädigungen waren umfangreiche Reparaturarbeiten erforderlich. So entstand vermutlich die Idee, gleich eine kombinierte Wind-Wasser-Mühle aufzubauen. Doch der neue Müller stieß dabei auf den Widerstand der Lahder Bauern, die den Weg über die Auebrücke bei der Mühle mit ihren Fuhrwerken benutzen mussten. Sie erklärten, dass dieser Verkehr durch die so dicht am Weg stehende Windmühle gefährdet wurde, weil die Pferde scheuen könnten. Infolgedessen wurde dem Müller zunächst die Baugenehmigung verweigert. Müller Meyer wandte sich nunmehr unmittelbar an das Ministerium. Der Minister des Inneren und des Handels ordnete daraufhin eine Sachverständigenbesprechung für den 13. Dezember 1878 an. Der Müller erklärte sich schließlich bereit, an der Windmühle ein Blendwerk anzubringen, sodass die Pferde die Flügel nicht sehen konnten. Daraufhin erlaubte die Regierung am 14. August 1879 den Bau der Mühle und wies das Amt Lahde an, die polizeiliche Baugenehmigung zu erteilen.

Die ursprüngliche Technik der Getreidemühle hatte in Lahde bis zum Ende des zweiten Weltkrieges Bestand. Der Betrieb als Ölmühle wurde bereits vor dem Krieg aufgegeben. Sie war in der Zwischenzeit unwirtschaftlich geworden und musste Platz machen für einen elektrisch betriebenen Schrotgang.

In der sogenannten „Polenzeit“ (1945 – 1949) musste auch die Mühle einschließlich Wohnhaus geräumt werden, um den Kriegsverschleppten Unterkünfte zu geben. Während dieser Zeit wurde die gesamte Inneneinrichtung zerschlagen, demontiert, und zu Brennholz verarbeitet. Nach dem Ende der Polenzeit war die Mühle weitgehend zerstört. Also machte sich Karl Meyer, der nun in dritter Generation Besitzer der Mühle war, an den Wiederaufbau. So entstand in der Zeit um 1952/53 in Lahde die modernste Kleinmühle des Kreises Minden-Lübbecke.

Von einer kombinierten Wind-Wassermühle konnte man allerdings schon seit ca. 1930 nicht mehr sprechen. Die Flügel hatten zu dieser Zeit bereits ausgedient und nur die Wasserkraft wurde zum Antrieb genutzt. Die übrigen Maschinen konnten auf elektrischen Einzelantrieb umgerüstet werden. Somit wurden nach dem Krieg keine neuen Flügel benötigt und über Jahrzehnte prägte der flügellose Mühlenrumpf das Ortsbild. Im Jahre 1955 verschwand auch das letzte nostalgische Wahrzeichen der Mühle. Das Wasserrad musste einer modernen Turbine Platz machen.

Dem Mühlenverein ist es zu verdanken, dass die Klostermühle wieder zu einem ansehnlichen Wahrzeichen von Lahde geworden ist. Seit 1982 verfügt die Mühle wieder über ihre Flügel und 1991 bekam die Mühle eine neue Haube.
Die Mühle ist nahezu täglich geöffnet und lädt zur Besichtigung seiner historischen Technik ein. Ein Blick von der Galerie in die Lahder Marsch belohnt die Besucher zum Abschluss mit einem kleinen Highlight.

(Textliche Abhandlung teilweise übernommen aus dem Aufsatz von Dr. Großmann, „Die Lahder Mühlen“)

Weitere Informationsquellen:

  • Mein Heimatdorf Lahde (Heinrich Rodenbeck)  >> Buch
  • Die Lahder Mühlen (Dr. Großmann)  >> Kommunalarchiv Minden

 






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