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Der reformatorische Wandel

Der reformatorische Wandel

Ereignis-Datum: 1. Januar 1575

Im Jahr 1575 setzt sich auch in Lahde der reformatorische Wandel durch und die einst als „lutherische Sekte“ beschimpfte Glaubenslehre hält Einzug in unserer Gemeinde. In Lahde vollzog sich den Wandel friedlich, wobei das streng katholische Kloster Loccum ungewollt seinen Beitrag dazu leistete.

Es war gerade erst 56 Jahre her, dass Martin Luther seine 95 Thesen an die Kirchentür von Wittenberg angeschlagen, und damit die Reformationsbewegung ausgelöst hatte. Der Widerstand seitens der katholischen Geistlichkeit war groß, aber letztlich setzte sich das neue evangelische Gedankengut durch. In Minden schlossen sich bereits im Jahr 1529 insgesamt 36 angesehene und couragierte Bürger zusammen und widersetzten sich der alten Kirchenlehre. Sie holten Nikolaus Krage nach Minden, der in Wittenberg direkt von Martin Luther ausgebildet worden war, und inzwischen in Stolzenau predigte. Schon sechs Wochen später, verkündete der Reformer Krage in der St. Martini Kirche eine neue Kirchen- und Schulordnung für Minden (Bild oben).

Für die Lahder Dorfbevölkerung blieb diese Entwicklung in Minden jedoch zunächst bedeutungslos. Schließlich mussten die Lahder Bürger in erster Linie einem anderen irdischen Herren dienen, dem streng katholischen Kloster Loccum. Die Zisterziensermönche in Loccum waren tief verwurzelt in den alten Traditionen und besaßen zudem das Patronatsrecht über die Lahder Kirche. Unruhen in der Bevölkerung, oder gar Veränderungen im Klostergefüge sollten unbedingt vermieden werden. Schließlich war der Grundbesitz in Lahde ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für ihr Kloster. Es war schließlich gerade erst 100 Jahre her, dass die Loccumer Mönche in Lahde die 4 Meierhöfe gegründet hatten.  So hielt man sich in Loccum zurück und beobachtete der Entwicklung in Minden mit Skepsis. Erst 70 Jahre später, gegen Ende des 16. Jahrhunderts sollte sich auch in Loccum die Reformation durchsetzen.

Für Lahde hingegen öffnete sich zwischenzeitlich ein glücklicher Mittelweg. In der Zeit um 1570 predigte in Lahde der katholische Pfarrer Herbortus Söler. Während seiner Amtszeit kam es übrigens zu den Umbaumaßnahmen in der Lahder Kirche, wobei die Kirche auch eine neue Kanzel bekam.

Drei Jahre später verstarb Pfarrer Söler und für Lahde wurde ein neuer Pfarrer gesucht. Wie Heinrich Rötger in seinem Buch „100 Jahre Lahder Kirche“ schreibt, versäumte der Loccumer Abt seinerzeit jedoch die Frist, einen neuen Pfarrer für Lahde einzusetzen. Daraufhin ernannte schließlich der Mindener Bischof Hermann im Jahr 1575 einen Nachfolger für die vakante Pfarrstelle. Wie sollte es angesichts der damaligen Situation in Minden anders sein, natürlich wurde ein evangelischer Pfarrer für diese Aufgabe ausgewählt. Es war Hermann Wegener aus Obernkirchen. Die Neubesetzung wurde von Loccum zunächst erwartungsgemäß abgelehnt. Aber auf Dauer konnte sich das konservative Loccum nicht der neuen Entwicklung versperren. Schließlich lenkte Loccum ein und am 22. März 1580 gelobte Hermann Wegener auch vor dem Abt zu Loccum eine treue Führung seines Amtes „in Lehen und Leben und wurde von diesem mit der Pfarre beliehen“. Damit hatte die Reformation in Lahde ohne Blutvergießen Einzug gehalten.

Titelbild:
Das Gemälde zeigt den Prediger Nikolaus Krage, wie er im Jahre 1529 die erste evangelische Predigt in der Mindener Ratskirche St. Martini hält und den katholischen Klerus aus der Kirche verweist.

Weitere Informationsquellen:

  • 100 Jahre Lahder Kirche (Heinrich Rötger)  >> Buch
  • Die Kanzel der alten Lahder Kirche ist 450 Jahre alt (Jürgen Nahrwold)  >> Beitrag





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