Die alte Volksschule
Das stattliche Gebäude an der Nienburger Straße 14 lenkt den Blick nicht nur auf die 1903 hier errichtete Volksschule, sondern erzählt auch die Geschichte des Lahder Schulwesens im Allgemeinen. Bereits 1955 musste die Volksschule jedoch aufgrund von Platzmangel wieder geschlossen werden, da die Schülerzahlen durch das rasche Wachstum der Gemeinde stark angestiegen waren.
Die Geschichte der Lahder Schulbildung reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Schon 1280 wurden Mädchen aus der Nachbarschaft im Kornspeicher des ehemaligen Lahder Klosters unterrichtet. Ein weiterer Hinweis auf den Schulbetrieb in Lahde findet sich in den Visitationsprotokollen des Fürstentums Minden aus dem Jahr 1650. Dort wird vermerkt, dass der Lahder Lehrer während der Belagerung von Minden festgenommen und inhaftiert wurde. Erst 1650 konnte ein neuer Lehrer eingestellt werden.
Die enge Verbindung zwischen Kirche und Schule zeigte sich unter anderem darin, dass der Küsterdienst und die Aufgaben des Organisten lange Zeit eng mit der Lehrtätigkeit verknüpft waren. Bis zum Bau eines eigenen Schulgebäudes fand der Unterricht in der Wohnstube des Küsters statt. Es ist daher vermutlich kein Zufall, dass das erste Schulhaus direkt neben der Kirche, hinter dem Küsterhaus, errichtet wurde. Es bestand zunächst nur aus einem kleinen Klassenraum.
Im beginnenden 20. Jahrhundert erwies sich die alte Schule als endgültig zu klein. Laut der Schulchronik war das Gebäude inzwischen baufällig und entsprach nicht mehr den hygienischen Anforderungen. 1904 wurde schließlich an der Nienburger Straße ein neues, geräumiges Schulgebäude errichtet, das zwei große Klassenzimmer, zwei Nebenräume und einen geräumigen Dachboden umfasste. Dieser wurde einige Jahre später zu einem dritten, provisorischen Klassenzimmer ausgebaut.
Die feierliche Einweihung fand am 7. April 1904 unter großer Beteiligung der Dorfbewohner statt. Die Festgemeinschaft versammelte sich zunächst in der alten Schule, um Abschied zu nehmen, bevor der Festzug singend zur neuen Schule zog, wo der Kreisschulinspektor den Weiheakt vollzog. Im Schulgarten ließ man den Tag bei Kaffee und Kuchen ausklingen.
Mit dem Heranrücken der Front im Zweiten Weltkrieg musste der Schulbetrieb eingestellt werden. Auch während der anschließenden „Polenzeit“ war ein geregelter Unterricht kaum möglich. Das Schulgebäude wurde beschlagnahmt, sodass zunächst nur die AEG-Baracke am Kraftwerk als Unterrichtsraum zur Verfügung stand. Später zog der Schulbetrieb in das Wohnhaus Heine, neben dem Friedhof, um.
Nach der bedrückenden Polenzeit wurde das Schulgebäude 1949 wieder instand gesetzt, und der Schulbetrieb konnte mit drei Lehrern wieder aufgenommen werden. Der Wiederaufbau Lahdes schritt zügig voran. Zahlreiche Kriegsvertriebene blieben in Lahde und bauten sich eine neue Existenz auf. Auch der Bau des Kraftwerks zog viele Facharbeiter mit ihren Familien nach Lahde. In den folgenden Jahren mussten immer neue Baugebiete erschlossen werden, und der einst kleine Ort Lahde wuchs entlang der Bahnhofstraße nach Osten. Angesichts der steigenden Schülerzahlen reichten die mittlerweile vier Klassenräume der Schule an der Nienburger Straße nicht mehr aus.
Erneut erwies sich das Schulgebäude als zu klein, und der Gemeinderat beschloss den Bau einer neuen Volksschule. Nach nur eineinhalbjähriger Bauzeit konnte die neue Volksschule an der heutigen Schulstraße am 15. Januar 1955 eingeweiht werden. Für den Unterricht standen nun sechs Klassenräume zur Verfügung. Neben der Schule wurden Umkleide- und Duschräume für die späteren Sportstätten sowie eine Hausmeisterwohnung angebaut.
Mit der Schulreform im Jahr 1968 wurde die Volksschule in Lahde in ein gegliedertes Schulsystem aus Grundschule, Hauptschule und Realschule überführt. In der Folge entstand das Lahder Schulzentrum mit den drei Schulformen. Im Jahr 2013 kam es zur bislang letzten Umstrukturierung. Die zuvor eigenständige Haupt- und Realschule wurden zu einer Sekundarschule zusammengeführt, was wiederum zu baulichen Veränderungen in Lahde führte.
Rückblickend lässt sich sagen, dass die Schulbildung in Lahde schon immer einen besonderen Stellenwert hatte und ihre Wurzeln bis tief ins Mittelalter zurückreichen.
Eine ausführliche Dokumentation finden Sie hier:
Quellennachweis und weitergehende Informationen zum Thema:
1. Lahde einst und jetzt, Festschrift zur 800-Jahr-Feier der Gemeinde
1968, Gemeinde Lahde (Buch)
2. Gemeinderatsprotokolle Lahde, 1846-1886
Stadtarchiv Petershagen
3. Lahder Kirchenchronik, 1857-1898
Stadtarchiv Petershagen
4. Lahder Schulchronik
Stadtarchiv Petershagen
5. Lahde einst und jetzt (Nr. 1) Umzug der Volksschule
Wilhelm Gerdes, Stadtarchiv Petershagen
6. Lahde einst und jetzt (Nr. 23) Die Geschichte der Realschule
Wilhelm Gerdes, Stadtarchiv Petershagen
7. Lahde einst und jetzt (Nr. 27) Das Schulwesen in Lahde
Wilhelm Gerdes, Stadtarchiv Petershagen
8. Lahde einst und jetzt (Nr. 34) Die Lahder Schule und ihre Lehrer
Wilhelm Gerdes, Stadtarchiv Petershagen
9. Private Recherchen
2018-2024, Heinrich Rodenbeck, Jürgen Nahrwold