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Hofgeschichte (Lahde 3)

 

Genau wie seine Nachbarn befindet sich der ehrwürdige Meyerhof Nr. 3 westlich der Kirche in unmittelbarer Nähe zum alten Königsweg Antiqua Via Regia. Der Straße, die einst eine wichtige Verbindung zwischen Minden und Nienburg war. Es lässt sich nur erahnen, was die Bewohner an der Straße alles erlebt haben. Von der umjubelten Durchreise des Königs Friedrich Wilhelm III mit seiner Frau Luise auf dem Weg nach Petershagen bis hin zu den unzähligen Truppen die in der Vergangenheit mal friedlich, mal kriegerisch durch Lahde zogen.

Lageplan 1828

Die Gründungsgeschichte der 4 Meyerhöfe wurde bereits im Kapitel zum Meierhof Nr. 1 beschrieben, darum sei hier darauf verzichtet.

Über die ersten Besitzer des Meyerhofes Nr. 3 ist sehr wenig bekannt, zumal sie in den damaligen Urkunden nicht unter dem Familiennamen, sondern unter dem Hofnamen genannt wurden. Der erste namentlich gekannte Besitzer des Meyerhofes 3 war 1570 ein Gerke Lange. Er heiratet die Magd vom Meyerhof Nr. 4. In den folgenden 100 Jahren, taucht jeweils ein Evert Lange in der Hoffolge auf.

Im Jahr 1657 berichtet eines der ersten Kirchenbücher von der Beerdigung eines Evert Lange. Wörtlich heißt es dort:

Everdt Lange, Meyer alhier zu Lahde, welcher Anno 1620 von Christlichen Eltern gebohren, ist den 8. Februar zwischen 2 und 3 Uhr sanft und selig von dieser Welt abgefordert und darauf folgenden 10. Februar bey volkreicher Versammlung in sein Ruhekämmerlein versetzt, seines Alters 37 Jahre.

Er hinterließ außer seiner Tochter auch den Hoferben, der wiederum den Namen Ewert trug, aber natürlich noch zu jung war, den Hof zu führen. So blieb der jungen Witwe nichts übrig, als noch einmal zu heiraten. Ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes heiratet sie Hermann Klöpper, genannt Beermann. Er stammt vermutlich aus Maaslingen.

Damit wechselt der Hofname zwischenzeitlich von „Langes Hof“ auf „Beermanns Hof“, vereinzelt auch Biermanns genannt. Bemerkenswert ist, dass sich dieser Name bis in die heutige Zeit gehalten hat.

Zu der Zeit war der Hof aufgrund der Zwangsabgaben für den 30 jährigen Krieg und infolge der entstandenen Kriegsschäden hoch verschuldet. Mühsam wurde der Hof wieder aufgebaut und die Schulden Stück für Stück abgetragen. 

Gegen Ende des 17. Jahrhundert ließ das damalige Fürstentum Minden mehrmals die Ländereien erfassen und die Besitzverhältnisse in unserer Heimat klären. Hierbei wurden folgende Angaben erhoben:

Urbar:
Hermann Meyer (dem Kloster eigenbehörig, 53 Jahre alt)

Besitz: 5 Pferde
             5 Kühe
             2 Kälber
             4 Schweine  

Abgabenpflichtig gegenüber:
– Amt Petershagen (jährlich 3 Thaler)
– Kloster Loccum
– Amt Hausberge (Bullengeld)
– Pastor
– Küster

Landvermessungsprotokoll Anno 1676:
Hermann Meyer oder Beermann: 122 Morgen Saatland, 10 Morgen Wiesenland

Protocollum Catastri Anno 1679:
Hermann Biermann oder Meyer: 134 Morgen gesamt

Wie bei allen Meyerhöfen, wurde als Nachname „Meyer“ gewählt, was die Bedeutung der Hofstätten hervorheben sollte. Der Vorname „Hermann“ lässt vermuten, dass es sich um jenen Hermann Klöpper oder Beermann gehandelt hat, der in zweiter Ehe eingeheiratet war.

Um 1685 herum übergibt er den Hof an seinen Stiefsohn aus erster Ehe. Der neue Besitzer, Evert heiratet um 1683 Elisabeth Drewes. Sie war die Tochter des damaligen Amtsschafmeisters. Seine Frau schenkte ihm zwei Töchter und einen Sohn. Doch schon zwei Monate nach der Geburt des Hoferben starb Evert. So konnte der stolze Vater das Heranwachsen seines Sohnes nicht miterleben und seine Witwe musste ebenfalls ein zweites Mal heiraten. Als neuer Meyer kam Johann Dietrich Bartermann aus Kirchhorsten auf den Hof. Den neuen Ehevertrag setzte der damalige Pfarrer Burchard Helle auf. Johann Bartermann war es übrigens, der zusammen mit Nahrwold Nr. 2 die Schafzucht einführte und hierfür eigens einen Schafstall baute. Dieser lag an der östlichen Grundstücksgrenze parallel zur Straße „Meierhöfe“.

Um 1720 herum wird dann der Sohn aus erster Ehe, Jobst Evert Lange die Stätte übernommen haben. Er war mittlerweile 28 Jahre alt und heiratet Anna Katharina Ilsabe Nenncker aus Windheim. Aus der Ehe gingen 3 Kinder hervor, von denen später der jüngste Sohn, Friedrich Wilhelm Lange Hoferbe werden sollte. Die Mutter starb 10 Jahre nach seiner Geburt im Alter von 45 Jahren. So musste dieses Mal eine Stiefmutter gesucht werden, die sich um die Erziehung der Kinder kümmern konnte. Anderthalb Jahre später heiratet Jobst Evert zum zweiten Mal. Am 28. Januar 1744 führte er Anna Catharina Dinkers aus Herford zum Traualtar. Aus der Ehe gehen keine weiteren Kinder hervor, denn schon 3 Jahre später verstirbt auch Jobst Evert.

Der einzige Sohn und Hoferbe Friedrich Wilhelm Lange war zu der Zeit erst 15 Jahre alt. So übernahm die Witwe, Anna Dinkers zunächst die Leitung des Hofes. Als Friedrich dann 20 Jahre alt war, heiratet er Marie Christine Reinking aus Hävern und übernahm kurze Zeit später den Hof. Die Ehe fand am 17. Oktober 1752 statt, wobei seine Frau gerade erst 17 Jahre alt war. Sie schenkte ihrem Mann 9 Kinder, wobei 2 Söhne im jugendlichen Alter starben.

Mit dem Jahr der Eheschließung begann der 7 jährige Krieg der auch in unserer Heimat viel Unheil anrichtete. So mussten die Lahder Bauern mehrmals die Besetzung durch französische Truppen über sich ergehen lassen. Erst die Schlacht bei Todtenhausen am
1. August 1759 brachte die endgültige Befreiung.

Aber schon 40 Jahre später kam die nächste Einquartierung auf unsere Vorfahren zu. 1797 waren es die preußischen Truppen, die für 3 Jahre als Verteidigungsheer in unserer Heimat stationiert wurden. Dieses Mal in friedlicher Absicht. Im Jahr 1799 kam auch der preußische König, Friedrich Wilhelm III mit seiner Frau Luise durch Lahde. Das Königspaar wollte die Truppen auf der Petershäger Heide, heute Heisterholz besichtigt. Mit der Fähre setzten sie nach Petershagen über. Ein großer Moment für unsere Vorfahren, von denen sicher nur die wenigsten dem Königspaar bislang so nah gekommen waren.

Zu den Schaulustigen, die jubelnd an der Straße standen, gehörte sicher auch der Hoferbe, Johann Friedrich Wilhelm Lange. Im Alter von 33 Jahren wird er den Hof übernommen habe. Seine Frau, Marie Luise Stoppenhagen aus Windheim hatte ihm bereits 5 Kinder geschenkt. In den folgenden 14 Jahren kamen noch weitere 5 Kinder hinzu. Hoferbe wurde der zweite Sohn, Heinrich Karl Friedrich Lange, nachdem vermutlich der ältere Bruder Friedrich verstorben war.

Heinrich Karl Friedrich heiratet 1822 Johanne Sophie Elisabeth Strohmeier aus Ovenstädt und 2 Jahre später übernahm er auch den Hof. Zwei Jahre nach der Geburt seines dritten Kindes verstirbt die junge Mutter. So heiratet er 3 Jahre später Caroline Sophie Marie Meier von Nr. 6 in Ovenstädt. Sie schenkte ihrem Gatten noch zwei weitere Kinder.

Im März 1859 übergab er den Hof dann an den ältesten Sohn Friedrich Wilhelm Ludwig Lange aus erster Ehe. Er war 1824 geboren und heiratet mit 37 Jahren Luise Wilhelmine Lisette Mues aus Raderhorst. Seine Frau war bei der Eheschließung 21 Jahre alt und somit 16 Jahre jünger als ihr Mann. Sie schenkte ihrem Mann 8 Kinder von denen jedoch 3 in jungen Jahren sterben.

Im Jahr 1890 kommt es zu einem Brand auf der Hofstätte. Die Lahder Chronik berichtet folgendes:

Am 10. Februar 1890 brannte nachts die Arbeiterwohnung der Witwe Lange Nr. 3 hier total ab. Die Arbeiter Salge und Büschking verloren ihre Habe, waren aber bei der Provinzial-Feuersozietät gedeckt. Das Feuer war durch einen desertierten Soldaten angelegt.

Um welches Gebäude mag es sich hier gehandelt haben? Auf dem eigentlichen Hofgelände gab es kein Heuerlingshaus. Vermutlich handelte es sich um das alte Löösenhaus auf der gegenüber liegenden Straßenseite neben Geesken. Wie auf dem Foto zu sehen ist, wurde es nach dem Brand in Massivbauweise neu errichtet.

Löösenhaus

Nachfolger auf dem Hof wurde der älteste Sohn Heinrich Friedrich Wilhelm Lange. Er kam 1865 zur Welt und blieb unverheiratet. Als er 1940 im Alter von 75 Jahren starb rückte sein jüngerer Bruder, Hermann Heinrich als Hoferbe nach. Hermann war mittlerweile allerdings auch schon 65 Jahre alt und sein Sohn stand zu der Zeit an der Ostfront. Beruflich hatte Hermann eine andere Richtung eingeschlagen, er war Landgerichtsdirektor in Bielefeld. In Lahde und Umgebung wurde er liebevoll „der alte Landrichter“ genannt. Bei juristischen Fragen stand er immer gerne mit Rat und Tat zur Seite. Die Gerichtsdiener hingegen hatten so ihre Probleme mit ihm, weil er seine Verhandlungen auf Plattdeutsch zu führen pflegte. Das wird so manchem Protokollführer die Schweißperlen auf die Stirn getrieben haben.

Da nun beides, die Hofverwaltung und die Arbeit am Gericht nicht unter einen Hut zu bringen war, wurde Fritz Salge als Hofverwalter eingesetzt. Im Jahr 1946 kam der Sohn Klaus Hermann aus dem Krieg zurückkam. Klaus wurde in Stalingrad verwundet und als einer der Letzten aus der berüchtigten und verhängnisvollen Kesselschlacht ausgeflogen. Er wurde 1923 geboren und heiratet 1947 Lorene Wesemann aus Münchehagen.

v.l.: Heinrich Hermann, Luise Wilhelmine, Wilhelmine Sophie, Heinrich Friedrich

Der Hof befindet sich noch heute im Besitz der Familie Lange und kann auf eine sehr lange Familientradition zurückblicken. Abgesehen von den zwei zwischenzeitlichen Regentschaften der eingeheirateten Männer, sind 11 Generationen Lange auf der Stätte zu verzeichnen.

An dieser Stelle sei auch ein Blick auf die baulichen Veränderungen auf der Hofstätte geworfen. Gerade in der Zeit von 1817 bis 1853 kam es zu mehreren Umbaumaßnahmen. Die nachfolgenden Skizzen aus der Hofchronik von Dr. Großmann zeigen die Veränderungen im Einzelnen:

Blick vom Kirchturm, ca. 1950

Auf dem Foto ist rechts oben auch das alte Löösenhaus zuerkennen, das sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite befand. Der Name lässt sich dadurch erklären, dass sich dieses Gebäude auf der Meier-Lööse befand und zum Besitz dem Meyerhof 3 behörte. Es war ein altes Heuerlingshaus, das jedoch um 1960 abgerissen wurde.

Einen sehr schönen Einblick in die damalige Zeit bieten die folgenden Fotos, die auf der Hofstätte erhalten geblieben sind.






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