Erstellt: Juli 2022
Verfasser: Jürgen Nahrwold
Vor vielen Jahren hatte Wilhelm Nahrwold aus Ilserheide sein Wissen über jene Zeit zu Papier gebracht. Er stützt sich hierbei auf die Überlieferungen seiner Großeltern und Eltern, sowie seine eigenen Erlebnisse. So entstand eine sehr aufschlussreiche und lebendige Darstellung des einstigen bäuerlichen Lebens mit den wesentlichen Arbeiten, so wie sie im Laufe eines Jahres zu bewältigen waren. Die Älteren unter uns können sich bestimmt noch an den einstigen Schulbusfahrer, den 2017 verstorbenen Wilhelm Nahrwold erinnern. Mit seiner hilfsbereiten und freudigen Art war er nicht nur bei den Schülern sehr beliebt. Wir bedanken uns bei seiner Familie, dass wir dieses interessante Zeitdokument im Namen von Wilhelm Nahrwold veröffentlichen dürfen. [. . .]
Wenn das neue Jahr begonnen hatte und der Winter in seiner grimmigsten Art herrschte, beschäftigten sich die Frauen seit eh und jeh mit der Herstellung von warmer Kleidung und Aussteuerartikeln aus Stoffen, die aus selbst angebautem Flachs oder der Wolle aus eigener Schafhaltung hergestellt wurden, teilweise aber auch aus dem zugekauften Garn der Baumwolle, gewebt oder gestrickt wurden. Nun begann eine Zeit des häuslichen Fleißes in den warmen Stuben der dörflichen Behausungen. Das sorgsam aufbereitete Flachs wurde auf eigens hierfür gefertigten Spinnrädern zu einem reißfesten dünnen Faden fein gesponnen. Viele Frauen, besonders aber die jungen Mädchen des Dorfes kamen abends in sogenannten Spinnclubs zusammen, wobei fleißig Garn gesponnen, aber auch manche lustige Geschichten und Anekdoten erzählt wurden. Bis um 22.00 Uhr hatten die Mägde noch auf der Spule ihrer Herrschaft zu spinnen, danach durften sie dann dieselbe mit der Eigenen tauschen und vom Wocken (Flachsballen) des Arbeitgebers für sich und ihre eigene Aussteuer arbeiten. Oftmals stellten sich dann am späten Abend einige Burschen aus dem Dorfe ein und es begann häufig, sehr lustig zuzugehen. [. . .]